Kunst in der Unterführung
Nach vergeblichen Anläufen der Stadt in Richtung Gastronomie hat Heiner Hinrichs jetzt sein Atelier in dem ehemaligen Kiosk eingerichtet.
Monheim. Die Kunst hat bekanntlich viele Facetten. Jetzt soll sie auch noch der sozialen Kontrolle dienen. Denn da gibt es Heiner Hinrichs. Der ist Künstler. Und da gibt es die Unterführung vom Rathaus-Center zum Ernst-Reuter-Platz. Die wird als Angstraum bezeichnet. Vor Jahren wurde dort ein Kiosk gebaut.
Die Pächter sollten dafür sorgen, dass es nicht so schmuddelig ist und keine düsteren Gestalten ihr Unwesen treiben. Allerdings funktioniert ein Kiosk ohne Pächter bekanntlich nicht. Immer wieder herrschte Leerstand. Jetzt Macht Heiner Hinrichs dort Kunst — Kontakt erwünscht.
„Für mich ist das ein Idealfall. Hier gehen so viele Menschen vorbei. Die bleiben auch mal stehen, schauen neugierig und fragen nach. Das ist Kunst im Alltag“, sagt der 57-Jährige. Und das sei im Sinne seines Professors an der Akademie in Düsseldorf gewesen. Hinrichs studierte bei keinem geringeren als Joseph Beuys.
Jeden Tag in der Woche will der Düsseldorfer auf den 19 Quadratmetern in der Unterführung neue Werke erschaffen. Holografien, Collagen — die Techniken wechseln. Die Passanten können die Schaffensprozesse mitverfolgen. Aber wie kam Hinrichs auf Monheim? „Ich wohne in Urdenbach und war auf der Suche nach einem Atelier in der Nähe. Da schaute ich mich auch in Monheim um.“
Vor Ort weitergeholfen hat ihm dann Künstlerkollegin und Galeristin Luda Liebe. Der Kontakt zur Wirtschaftsförderung im Rathaus wurde hergestellt. Denn der Kiosk gehört der Stadt. Nun ist Hinrichs Mieter. Über die Höhe der Miete will Bürgermeister Daniel Zimmermann keine Angaben machen.
Ein weiterer Leerstand von etwa einem Jahr ist nun erst einmal beseitigt. Trotzdem beschert das Projekt der Stadt immer wieder Häme. Bereits im Vorfeld der Eröffnung im März 2006 war Kritik laut geworden. Der 19 Quadratmeter-Bau kostete 200 000 Euro — größtenteils mit Landesmitteln finanziert.
Der Kiosk sitzt auf Schienen auf, damit er verschoben werden kann. Das macht ihn so teuer. Denn der Landesbetrieb für Brücken muss regelmäßig nachschauen, ob die Bausubstanz dort noch in Ordnung ist. Normalerweise kostet ein Büdchen dieser Größenordnung etwa 10 000 Euro.
Kurios: Selbst das Frauenforum hatte in Sachen Angstraum Unterführung dafür plädiert, dass Spiegelwände und mehr Licht reichen würden. Ex-Bürgermeister Thomas Dünchheim aber gab klar die Richtung vor: „Ein Kiosk muss her.“