Landwirten vertrocknet die Ernte
Hitze bringt Verluste. Mais und Zuckerüben stellen Wachstum ein.
Langenfeld/Monheim. Wenn Josef Aschenbroich in Langenfeld seine Hühner füttert, gerät der ganze Stall „in Aufruhr“. Dann wird notfalls mit massivem Körpereinsatz auf die Einhaltung der Hackordnung gedrungen. Das ist aber bei der aktuellen Tropenhitze schlecht für die Tiere. Deshalb hat Aschenbroich die Fütterung inzwischen in den frühen Morgen verlegt. „In der Mittagsglut würden sie sonst einen Herzschlag erleiden“, sagt der Landwirt.
Weil das Federvieh wegen der Hitze weniger frisst und mehr säuft, leidet auch die Qualität der Eier: Sie sind laut Aschenbroich kleiner, ihre Schale dünner. „Und gerade meine leistungsstarken Hühner kippen jetzt eher um.“ Da zusätzlicher, etwa umzugsbedingter Stress zu sehr an den Kräften zehren würde, leistet er den neuen Jungtieren psychologischen Beistand: „Ich gehe in den Stall und erzähle denen ein bisschen Quatsch“, damit sie sich an seine Stimme gewöhnten.
Seine größten Sorgenkinder unter den Feldfrüchten seienaktuell die Rüben. Gerade auf den sandigen Böden welken die Blättern, dann muss sich die Frucht von ihrem schon eingelagerten Zucker am Leben erhalten. „Der geht dann für die Raffinerie verloren.“ Seine Hoffnung richtet sich auf die Rüben mit noch grünem Blattwerk. „Sie können die Dürre kompensieren, aber nur, wenn es in den nächsten Wochen regnen sollte.“ Über etwaige Ernteausfälle kann er jetzt nur spekulieren. Mit dem Anbau von Sojabohnen als Futterpflanze hatte sich Aschenbroich schon auf den Klimawandel eingerichtet, die Pflanze wurde früher nur in wärmeren Breiten kultiviert. „Sie lässt sich gut in die Fruchtfolge integrieren.“
Robert Bossmann, Bauer
Auf fast 20 Prozent schätzt der Monheimer Bauer Robert Bossmann den Ausfall, den er wegen der warmen Witterung bei der Erdbeerernte hinnehmen musste. „Die Früchte wurden fast zeitgleich reif, so dass die Pflücker nicht hinterherkamen. Wir konnten in der kurzen Zeit gar nicht so viel absetzten.“ Im Moment bereiteten ihm Rüben (25 Hektar) und Mais (55 Hektar) Sorgen. Auf den leichten Böden in der Kämpe hätten die Früchte das Wachstum eingestellt. Auch beim Mais bewege sich nichts. „Die Pflanzen hätten ab Ende Juni Wasser gebraucht.“ Die Beregnungsanlage habe nicht genügend Pumpkapazität, um seine Äcker zu bewässern. Er setzt die Anlage gerade ein, um die obere Erdschicht eines Feldes pflügen zu können, auf dem er neue Erdbeerpflanzen setzen will. „Der Boden ist so hart, dass der Pflug davon regelrecht abrutscht.“
Dem Landwirt Gisbert Münster, der gut 95 Milchkühe in Langenfeld-Reusrath hält, durchkreuzt das Wetter seine gesamte Futterbevorratung. Normalerweise kann er das ganze Jahr über sein Vieh mit selbst produzierter Grassilage aus dem Silo füttern. Aber auf seinen Futterwiesen konnte er bisher nur einmal Gras schneiden, jetzt sind die verdorrt. Nullwachstum. Normalerweise kann er sie drei- bis viermal im Jahr abernten. „Wenn ich ganz auf Weidewirtschaft setzen würde, hätte ich jetzt ein noch größeres Problem.“ Auch beim Mais rechnet er mit einer Einbuße von 50 Prozent. Wenn er im September erntet, reicht der Futtermais normalerweise ein Jahr. Jetzt wird er schon im Winter Silage und im Frühjahr Mais hinzukaufen müssen.