Dramatischer Aufruf von berufstätiger Mutter Platzprobleme an Langenfelder Schulen
Langenfeld · Gutachter legen die Entwicklung der Schülerzahlen vor: Es gibt mehr Kinder und immer mehr Eltern benötigen eine Ganztagsbetreuung. Langenfeld kommt an einem Ausbau etlicher Schulen nicht vorbei.
Mit einem dramatischen Aufruf einer alleinerziehenden voll berufstätigen Mutter beginnt am Dienstag die Sitzung des Schulausschusses. Ihr Kind hat keinen Platz an einer weiterführenden Schule in Langenfeld erhalten. Es muss nun nach Monheim in die Schule, weg vom gewohnten Umfeld. Zuvor hatte die Mutter einen von der Bezirksregierung zugewiesenen Schulplatz in Hilden abgelehnt. Über eine Stunde mit dem Bus zur Schule sei für ihren Zehnjährigen nicht akzeptabel, sagt die Mutter.
Eine Erklärung, warum ein Langenfelder Kind keinen Schulplatz in der eigenen Stadt erhält, gibt es während der Sitzung nicht. Der Kleine ist kein Einzelfall. Immer wieder bekommen Kinder, die die Grundschule verlassen, keinen Platz an einer weiterführenden Schule in Langenfeld. Der Blick in die Schulgesetzgebung zeigt, dass der Stadt in vielen Fällen die Hände gebunden sind. Wer durch das Raster der zahlreichen Widerspruchsmöglichkeiten fällt oder sie nicht kennt, den schickt die Bezirksregierung in die Nachbarkommunen – völlig legal. Das Kindeswohl oder die familiären Umstände spielen dann keine Rolle mehr. Damit genau das künftig nicht mehr passiert, sollen Schwachstellen im System über den Schulentwicklungsplan verhindert werden. Das Beratungsunternehmen Dr. Garbe, Lexis und von Berlepsch hat die Langenfelder Situation untersucht.
Das Ergebnis: Entgegen aller Erwartungen steigt die Anzahl der Kinder in den kommenden Jahre weiter an. Nicht nur die Zahl der Geburten nimmt zu, sondern Langenfeld hat einen Zuwachs an Schülern in Höhe von 21 Prozent. Diesen „Beschulungsgewinn“ stellen die Gutachter kontinuierlich seit mehreren Jahren fest, und er werde auch weiter anhalten, so die Prognose. Danach kommen in diesem Jahr 613 Kinder in die Schule. Der derzeitig erkennbare Höhepunkt folgt 2025 mit 667 Schülern, die dann möglicherweise in 30 Klassen unterrichtet werden (derzeit 26) müssen. Mehr Schüler und ein steigendes Betreuungsbedürfnis der Eltern über die Offene Ganztagsschule (OGS) führt in der Folge dann aber zu Platzproblemen in den Schulen.
In drei Jahren
fehlen 572 OGS-Plätze
„Dabei haben wir zusätzlich benötigten Räume für Lehrer, Verwaltung oder Mensa noch gar nicht mit eingerechnet“, erklärt Ulrike Lexis vom eingeschalteten Beratungsbüro. Bereits heute liege die OGS-Quote in fast allen Schulen bei über 50 Prozent (außer Don-Bosco). Bei einer Betreuungsquote von 75 Prozent fehlten 572 Plätze im Jahr 2025. Ein Jahr später besteht der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz. Den größten Raummangel hat die Don-Bosco-Schule mit rund 500 Quadratmetern, gefolgt von Richrath-Mitte mit 200 und Christopherus mit einem Mangel von 163 Quadratmetern. Auch an fast allen anderen Grundschulen, mit Ausnahme des Götscher Weges, fehlt es an Raumkapazitäten. Die Gutachter empfehlen bauliche Erweiterungen, vor allem auch mit Blick auf den OGS-Rechtsanspruch für Grundschüler. „Natürlich kann der Rat durch entsprechende Gebührenhöhen den Betreuungsgrad steuern“, erklärt Lexis. Möglich seien zudem neue Raumkonzepte, über die die Einrichtung von kleinen Räumen für Differenzierung und Inklusion möglich wird. Flexibles Mobiliar könne helfen, bestehende Räume multifunktional zu nutzen. Möglich sei auch die Überprüfung (Vereinbarkeit Brandschutz/Fluchtwege) der Nutzung von Verkehrsflächen zur Einrichtung von Lerninseln, um fehlende kleine Räume zu kompensieren (Flurenden). Sechs der Langenfelder Grundschulen hätten bereits absehbar deutliche Defizite.
Mit einem Zeitverzug von vier Jahren prognostizieren die Gutachter ähnliche Probleme auch an den weiterführenden Schulen, auf die ab 2025 ein deutlicher Anstieg der Schülerzahlen zukommt. Er steigt von 727 im Jahr 2022 auf 903 im Jahr 2032. Dort ist vor allem bei der Bettine-von-Arnim-Schule (BvA) mit einem Platzdefizit von rund 288 Quadratmetern zu rechnen. An den anderen Schulen sei die Raumsituation nicht besorgniserregend. Das Problem an der BvA liegt an der Hildener Sekundarschule, die von vielen Hildener Eltern abgelehnt wird: Sie schicken die Kinder lieber zur BvA nach Langenfeld.