NRW Ganz schön aufregend, so ein erster Schultag
Langenfeld · Die i-Dötze hatten ihren ersten Schultag. Auch in der Grundschule Wiescheid waren die Erstklässler aufgeregt. Corona schränkte die Feier ein.
Jonathan Brandes sitzt in der ersten Reihe auf dem Schulhof der Grundschule Wiescheid. Der Sechsjährige knotet die Gummibänder seiner Maske zusammen; er ist aufgeregt, denn es ist sein erster Schultag. Der große Ranzen mit Fußballspielern darauf steht links neben ihm auf dem Boden. 26 Mädchen und Jungen werden eingeschult, sie gehören zur Froschklasse und sitzen in zwei Reihen und mit gebührendem Abstand nebeneinander. Unmittelbar vor den Kindern hängt als Absperrung ein rot-weißes Flatterband, dahinter treten nacheinander mehrere Klassen auf.
„Du gehörst zu uns, und wir gehören zu Dir. Wenn Du Freunde suchst, dann findest Du sie hier“, singen die Schüler der Klasse 4a. Jonathan guckt ein wenig kritisch. In der Reihe hinter ihm sitzt Marie Hagemann, auch sie ist sechs Jahre alt und ein wenig nervös. Die Eltern stehen hinter den Kindern, das beruhigt. Maries Mutter Tanja hält die Schultüte, die mit einem Einhorn und Glitzersteinen verziert ist. „Die Tüte hat eine Tante selbst genäht“, verrät Tanja Hagemann, die stolz die Feier auf dem Schulhof verfolgt.
Rektorin Beate Richert hält ein Mikrofon in der Hand. „Ich setze jetzt einmal die Maske ab, damit ihr wisst, wie ich aussehe“, sagt sie. Die Grundschule hat sich gründlich auf diesen Tag vorbereitet. „Wir mussten einen Impfnachweis und unseren Personalausweis vorzeigen, alle Kinder mussten sich vorher testen lassen“, erzählt Annika Brandes, die Mutter von Jonathan. Dann wird es spannend. Einzeln werden die i-Dötze aufgerufen, jeder von ihnen bekommt einen Paten aus der vierten Klasse zugeteilt. Jonathan Brandes ist der Dritte, der nach vorne kommen soll. Sein Pate ist Felix Fielenbach. „Wir kümmern uns gut um unsere Patenkinder. Ich weiß noch, wie das bei mir war“, sagt der Neunjährige mit ernstem Gesicht.
Nach 45 Minuten gehen die Kinder in ihre Klasse, die erste Schulstunde beginnt. Die Eltern und Verwandten warten auf dem Hof. „Ich freue mich, dass Jonathan jetzt zur Schule geht, er ist bereit dazu. Die Zeit während des Lockdowns mit allen Kindern zu Hause parallel zum Homeoffice war schon sehr anstrengend“, meint Kai Brandes. Das Thema Corona ist allgegenwärtig. Neben den Eltern dürfen nur je zwei weitere Begleitpersonen auf den Schulhof. Jonathans Opa hatte eine Hüftoperation, kann nicht so lange stehen und wartet deshalb im Auto. „Ja, die Situation ist schon ein bisschen komisch“, sagt der 80-jährige Günter Hummerich aus Siegen, „aber ich sehe Jonathan ja nachher. Ich war selbst 35 Jahre Lehrer, ich weiß, was da vorne passiert.“ Maries Mutter erzählt, dass sich die Sechsjährige am Tag ihrer Einschulung ein Essen wünschen durfte. Also gibt es später selbstgemachte Burger vom Grill. „Sie sagt, dass sei ihr liebstes ungesundes Essen“, sagt Tanja Hagemann lachend.
Während Mütter der Zweitklässler Kaffee ausschenken und Gummibärchen und Spekulatius anbieten, brandet plötzlich Applaus auf. Die i-Dötze kommen zurück. Marie fällt ihrer Mutter um den Hals, die blonden Zöpfe fliegen nach hinten. „Wir haben ein Bilderbuch gelesen und den ersten Buchstaben gelernt. Das Ffffff wie Frosch“, erzählt die Sechsjährige mit hörbarer Begeisterung. Auch Jonathan ist fröhlich: „Ich habe in der ersten Reihe gesessen. Und wir haben Namensschilder bekommen und diese ausgemalt. Dann stellen sich alle zum Gruppenfoto mit Schultüten auf. Dutzende Handys halten diesen besonderen Moment fest. „Wir haben 20 Euro auf der Damentoilette gefunden“, ruft Rektorin Beate Richert. „wem gehören die?“ Der fünfjährige Musa steht in der ersten Reihe und ruft laut: „Mir!“. Gelächter, bei allen weicht die Anspannung. Der aufregende erste Schultag geht zu Ende, Marie und Jonathan werden früh ins Bett gehen, erzählen die Eltern: „Denn ab jetzt müssen sie ja morgens früh in die Schule.“