Langenfeld Corona und Einzelhandel Die Zeit der Lieferdienste
Langenfeld · REWE, Picnic und Flaschenpost liefern Lebensmittel und Getränke kontaktlos bis an die Haustür.
Bereits im Herbst 2019 gingen im Südkreis Mettmann zwei Lebensmittel-Lieferdienste an den Start. Rewe und Picnic (Edeka-Gruppe) boten die verlockende Möglichkeit, vom häuslichen Sofa aus mit ein paar Klicks einzukaufen. Ladenöffnungszeiten, knappe Parkplätze, Warteschlangen an der Kasse oder die Schlepperei von Getränkekisten waren keine Themen mehr.
Bei Rewe ist es seitdem auch möglich, vorab bestellte Ware zu einem bestimmten Termin im Laden abzuholen. Bei Picnic beträgt der Mindestbestellwert für eine kostenlose Lieferung 35 Euro, bei Rewe gibt es keinen Mindestbestellwert, bei Lieferung werden fünf, bei Abholung zwei Euro Servicegebühr fällig.
Als im Frühjahr 2020 die Corona-Schutzverordnungen das Einkaufen erschwerten, begann auch bei Rewe in Berghausen der große Ansturm. „Die Nachfrage stieg in der ersten Welle deutlich“, erinnert sich Rene Ludwig, der mit Rene Dreschmann den Rewe-Markt führt. Trotz erweitertem Lieferzeitfenster – von 7 bis 22 Uhr – gab es Kapazitätsprobleme. Grundsätzlich ist alles lieferbar, auch die wöchentlich wechselnden Angebote im Markt. Problematisch sind nach wie vor wechselnde saisonale Produkte (Obst, Gemüse), weil beim Online-Verkauf alle Infos zu Herkunft, Inhaltsstoffen und anderem detailliert beschrieben werden müssen. „Heute haben wir niederländische Tomaten, morgen bieten wir deutsche an“, nennt Ludwig ein Beispiel. Im Laden reicht der Austausch des entsprechenden Preisschildes.
Einkäufe ins Haus tragen
geht nun nicht mehr
Corona-Schutzvorgaben prägen den Alltag im Markt wie bei der Lieferung. Die Ware wird vor der Tür abgestellt, der einzelne Fahrer trägt eine Maske, „viele Kunden öffnen – obwohl nicht vorgeschrieben – auch mit Maske“, berichten die Fahrer. Auch die Bezahlung erfolgt völlig kontaktlos. „Früher konnte älteren Kunden die Ware ins Haus getragen werden, das geht nicht mehr.“
Alle Corona-Wellen führten zu Nachfrageschüben, „die Kurven verlaufen allerdings gleichmäßiger“, so Ludwig. Noch können im Liefergebiet weitere Kunden bedient werden, aber die für die nächsten 13 Tage angebotenen Zeitfenster erweisen sich als „Flaschenhals“, der neue Kunde muss erst mal eine Lücke finden. Erst wenn das Zeitfenster gebucht ist, öffnet sich der Zugang zum virtuellen Markt.
Bei Picnic, einem ursprünglich niederländischen Unternehmen, das seit 2018 in Deutschland überwiegend Edeka-Produkte anbietet, muss der Kunde zunächst die Picnic-App herunterladen, um „einkaufen“ zu können. Der Südkreis Mettmann wird von Düsseldorf bedient, wo Picnic in der Eichsfelderstraße eine 1100 Quadratmeter große Halle nutzt. Auch hier „bucht“ der Kunde – wenn er tatsächlich angemeldet ist – zunächst das Zeitfenster, die Lieferung der bestellten Waren erfolgt durch einen Fahrer mit Maske und völlig kontaktlos.
Picnic ließ Presseanfragen zur aktuellen Nachfrage unbeantwortet. Der Selbstversuch des Autors einer Anmeldung zeigt seit drei Tagen unverändert „Dein Platz auf der Warteliste 500“. Damit „Warten Spaß macht“, kann er allerdings zwischen Marmelade, Tee oder Bananen als (späterem) Geschenk wählen.
Erst während der Corona-Pandemie ging zusätzlich „Flaschenpost“ an den Markt. Die junge Firma bringt vom Standort am Langenfelder Winkelsweg neben Getränken aller Art auch viele Lebensmittel an die Haustür. Ab einem Mindestbestellwert von 25 Euro ist die Lieferung kostenlos. Die Flaschenpost-Garantie „Lieferung innerhalb von 120 Minuten“ wird „in diesen Zeiten schon mal auf 180 Minuten ausgedehnt“, nennt Sabine Angelkorte von der Presseabteilung in Münster die Folgen der aktuell weiter zunehmenden Nachfrage. Wer nicht auf kurze Fristen fixiert ist, findet in der Regel schnell einen Termin für die Folgetage, geliefert wird zwischen 8 und 21 Uhr. Für das Liefergebiet 40764 können sich noch immer Kunden über die Homepage anmelden. Bei der Lieferung gelten strengen Hygiene-Regeln, kontaktlose Lieferung einschließlich Bezahlen und Leergutrückgabe.