Engagierte Langenfelder Ehepaar hilft Ghetto-Kids in Brasilien
Langenfeld · Friederike Budewig-Krebs und ihr Mann Andreas kümmern sich seit 30 Jahren ehrenamtlich um ein Hilfsprojekt in São Paulo, wo jährlich 300 Jugendliche eine Ausbildung machen. Sie suchen Spender.
Ohne Menschen wie Friederike Budewig-Krebs und Andreas Krebs aus Langenfeld oder Angelika Pohlmann aus Erkrath verliefe das Leben vieler Hundert junger Menschen aus den Favelas von São Paulo ganz anders: nämlich elend und hoffnungslos wie das ihrer Eltern. Es bliebe ihnen nach dem Heranwachsen in bitterarmen Verhältnissen in den Ghettos am Rande der 20-Millionen-Stadt kaum eine andere Wahl, als mit Drogenhandel, Diebstahl, Gewalt oder dem Verkauf des eigenen Körpers Geld zu verdienen. Im besten Fall böte sich ein Gelegenheitsjob im Hotel zum Bettenmachen oder Toilettenputzen an, um ein Existenz-Minimum heranzuschaffen, erzählt die Halbbrasilianerin Friederike Budewig-Krebs.
Bis zu ihrem 22. Lebensjahr lebte sie behütet in der fünften Generation in einer Einwandererfamilie. Trotzdem lernte sie das Leben der Ärmsten im Land kennen. Heute wohnt sie mit ihrem Mann Andreas Krebs in Langenfeld und versucht mit großer Leidenschaft ihren weniger privilegierten Landsleuten in Brasilien zu helfen und ihnen dadurch ein Leben als Kriminelle oder Bettler zu ersparen.
Die sozialen Probleme in ihrem Ursprungsland seien immens, erzählt sie. Erst gerade kommt sie mit ihrem Mann von einer Reise nach São Paulo zurück. Mit ihm, einem ehemaligen Manager und Autor, sowie Freunden hat sie den Förderverein „Girassol“ in São Paulo geschaffen. Das Projekt finanziert sich zu 100 Prozent aus Spenden, sagen die beiden. Das Leitungsteam des Fördervereins in Langenfeld garantiert, dass das Geld zu 100 Prozent an der richtigen Stelle eingesetzt wird, erklären sie.
Die finanzielle Unterstützung kommt von großen deutschen Firmen, aber auch von vielen privaten Geldgebern. „Und die sterben uns weg“, sagt das Ehepaar, selbst im Rentenalter, ganz offen. „Wir brauchen neue, die uns helfen.“ Schließlich sei die Qualifizierung vor Ort ein wertvoller Beitrag für die Gesellschaft, weil er junge Menschen davon abhalte, aus ihrem Heimatland nach Europa auszuwandern, weil sie dort die letzten Chancen einer normalen Existenz sähen.
Das deutsche Hilfsprojekt „Girassol“ gibt es mittlerweile seit 30 Jahren. Jährlich werden dort 260 bis 300 junge Menschen ab 16 Jahren zu Bäckern, Schneidern, Elektrikern oder Verwaltungsfachleuten ausgebildet. Es sind Menschen, die ohne diese Hilfe auf der Straße landen würden.
Die Gebäude liegen in dem Armen-Viertel Grajaú am Rande von São Paulo. Das Sozialprojekt hat Ausbildungsstätten und Kita vor Ort, „damit auch alleinstehende Mütter, die Möglichkeit haben, Geld zu verdienen, ohne dass ihre kleinen Kinder unbeaufsichtigt allein bleiben“, erzählt das Ehepaar. Viele der Frauen haben eine Anstellung vor Ort gefunden.
Doch das Hauptaugenmerk liegt auf den jungen Azubis. „Wir haben 40 Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz“, sagt Krebs. Er war selbst jahrelang in Führungspositionen für große Firmen im Ausland tätig und ist heute organisatorischer Kopf von „Girassol“. Das macht er alles ehrenamtlich. „Wir lehnen bewusst die Unterstützung brasilianischer Institutionen ab, um in keine Abhängigkeit zu kommen. Wir wollen uns nicht vorschreiben lassen, welche Kinder wir zu nehmen haben“, sagt Andreas Krebs. Unsere Leute vor Ort schauen sich Sozialprognose und Bedürftigkeit der Jugendlichen an, und wir entscheiden gemeinsam ohne Beeinflussung von außen, wen wir nehmen. Psychologen, Sozialarbeiter, eine Krankenschwester und Ausbilder kümmern sich um die mittellosen jungen Menschen aus dem Ghetto.
1000 Spender beteiligen sich mit mehr oder weniger hohen Zuwendungen an der Unterstützung der jungen Brasilianer. Für alle gibt es Spendenquittungen und die Gewähr, dass das Geld zu 100 Prozent ohne Umwege in „Girassol“ ankommt. „Wer einmal nach Brasilien reist, ist jederzeit zu einem Besuch eingeladen, um sich selbst von der Arbeit vor Ort zu überzeugen. Er sollte sich nur anmelden“, sagte Andreas Krebs.