Langenfeld Gründer erstellt eine Hilfs-Website
Langenfeld. · „L’felder“ von Michael Töller soll Existenzgründern helfen, die Krise zu überstehen.
Erst 2018 hatte sich Michael Töller als Webdesigner mit eigener Agentur in Langenfeld selbstständig gemacht. Er hatte gerade neue Büroräume bezogen und wollte sich zum 15. März personell vergrößern und richtig Fahrt aufnehmen, da bremste ihn der Shutdown hart aus. Um keinen Totalschaden zu erleiden, hat er nun flugs das Steuer herumgerissen und aus der eigenen Not ein Hilfsportal für alle betroffenen Existenzgründer – aber auch alteingesessene Unternehmer – aufgemacht.
„L’felder“ heißt die Website, auf der seit vergangener Woche Gastronomiebetriebe, Einzelhändler und Dienstleister auf ihre Angebote hinweisen oder schlicht ihre Geschichte erzählen können. Wie Sandra Velez, die sich gerade ihren Traum vom eigenen Frisiersalon erfüllt hatte, aber kurz nach der Öffnung im März wieder schließen musste.
Restaurants können sich einen neuen Kundenstamm aufbauen
„Mit diesen Tipps und Storys können die Inhaber aller Branchen weiter in Kontakt mit ihren Kunden bleiben“, so Töller. Und Langenfelder, die vielleicht nicht gerade zum Stammpublikum eines Restaurants gehören und deren Facebook-Seiten besuchen, erfahren über dieses Portal, wo sie Speisen wann selbst abholen können und welches Lokal sie sogar ausgeliefert – was die vielen ins Homeoffice verwiesenen Arbeitnehmer einer Sorge enthebt, die jetzt keine Kantine nutzen können.
Bei der Kundenakquise ist Töller auf Bordmittel angewiesen: Er sucht die Geschäftsinhaber persönlich auf, druckt, faltet und verteilt Flyer. Außerdem schreibt er über Facebook seine Zielgruppe an. Sein Onlineangebot greift den Slogan „Support Your Local“ auf, also „kaufe regional statt im Netz“. Und anders als in Monheim gab es ein solches Portal in Langenfeld bisher nicht. Ursprünglich hatte er auch über ein Gutscheinsystem nachgedacht. „Aber Gutscheine helfen nur bedingt. Zwar spülen sie dem Händler erst einmal Geld in die Kasse, aber wenn die Gutscheine irgendwann eingelöst werden, fehlen dann die Umsätze“, sagt Töller. Dieses System verschiebe das Problem nur zeitlich: „Spenden wären hilfreicher.“ Diese Funktion wird er in Kürze einführen.
Weitere Rubriken auf der Website „L’felder“, wie Gesundheit und Handwerk, sind noch dünn besiedelt. Wenn Töller genügend Unternehmer für seine Seite angeworben hat, will er auch Unterkategorien wie Stadtteil und Branche einführen, die die Suche erleichtern. Bald sollen sich die eingetragenen Firmen mit einem Aufkleber „Ich bin ein L’felder“ auch analog zu dem neuen Portal bekennen, das, wie er betont, dazu beitragen kann, mehr Gemeinschaftsgefühl zu wecken – wenn man sich bisher lediglich als Konkurrent sah.
Wirtschaftsförderer Thomas Zacharias begrüßt diese Privatinitiative eines Unternehmers, der die Plattform uneigennützig zur Verfügung stelle und so die in Krisenzeiten verbliebenen Angebote sichtbar mache. „Wir werden die Händler unsererseits auf das Angebot aufmerksam machen“, verspricht Zacharias. Denn die Stadt plane, für die Mitglieder der Werbegemeinschaft Kommit einen Lieferdienst aufzubauen. Dieser soll über Mittel der Werbegemeinschaft finanziert werden. „Wann wir starten, hängt vom bekundeten Interesse der Händler und Vereine ab“, so Zacharias.