Diskussion über Nichwähler in Langenfeld Warum Menschen nicht zur Wahl gehen
Langenfeld · Bei einem Vortrag im Wiescheider Treff ging es um das Thema Demokratie.
(dh) „Geringe Wahlbeteiligung als Gefahr für die Demokratie?“ titelt Prof. Dr. Klaus Peter Hufer seinen Vortrag im Wiescheider Treff. Der Professor an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen warnt davor, das Wahlrecht nicht wahrzunehmen. Nichtwähler teilt er in fünf Kategorien ein: Die Denkzettel-Nichtwählende wollen ihren Unmut gegenüber der bisher gewählten Partei ausdrücken, um ein Zeichen zu setzen. Die Desinteresse-Nichtwähler haben kein Interesse an Politik und halten ihre eigene Wahlentscheidung für nahezu unbedeutend. Die Protest-Nichtwähler seien hingegen mit dem demokratischen System, der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung unzufrieden. Keine Partei vertrete dessen Interessen.
Zu den unechten Nichtwählern zählt Hufer Personen, die im Ausland weilen und keine Briefwahlunterlagen angefordert habe. Auch verstorbene Menschen, die noch im Wählerverzeichnis gelistet sind, Personen, die wegen einer Krankheit nicht wählen gehen, gehören in diese Gruppe. Und dann gebe es noch die Zufriedenheits-Nichtwähler, die mit der aktuellen politischen Lage zufrieden sind und die deshalb den Wahlgang für nicht nötig halten. In der Diskussionn um Demokratie gelte es, „rote Linien“ zu erkennen, Zivilcourage zu zeigen und Mut zum Widerspruch zu haben.
Dazu gehöre auch das Anerkennen von Unzulänglichkeiten und der Komplexität in der Demokratie. Sie müsse durch politische Bildung gefördert werden, unter anderem durch Beteiligung an und in der Öffentlichkeit. Prof. Hufer zitiert den Sozialphilosophen Oskar Negt: „Demokratie ist die einzige politisch verfasste Gesellschaftsordnung, die gelernt werden muss – immer wieder, täglich und bis ins hohe Alter hinein.“ Dazu gehöre die Erkenntnis, dass es keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen gibt.
Die Anzahl der liberalen Demokratien nehme ab. Zählt man unvollkommenden Demokratien (Frankreich, USA) hinzu, lebten weltweit noch rund 21 Prozent der Menschen in einer Demokratie. Deutschland liegt nach dem System der Economist Intelligence, Democracy Index 2021, auf Platz 15 mit 8,67 von 10 Punkten auf der Liste der Länder mit voller Demokratie steht (Norwegen mit 9,75 Punkten auf Platz 1). Nach diesem Kategorisierungssystem gibt Anfang 2022 nur 34 liberale Demokratien (6,4 Prozent der Weltbevölkerung) und 55 Wahldemokratien. Die übrigen Menschen leben in Wahlautokratien oder geschlossenen
Autokratien.