Langenfelder liebt das Lichtermeer
Eigentlich wollte Reinhold Hilgert Elektriker werden. Das hat nicht geklappt. Also hat er seinen Traumberuf zum Hobby gemacht. Täglich ab 17 Uhr leuchtet in seinem Garten der Adventsschmuck.
Langenfeld. Reinhold Hilgert ist ein bescheidener Mann. Deshalb will er auch nicht ins Guinnessbuch der Rekorde. Ein Weihnachtsbaum mit einer 72 Kilometer langen Lichterkette (Mexiko-Stadt)? Der weltgrößte Adventskalender (Schwarzwald)? 10 000 LED an einem Weihnachtshaus (Ahlen-Borbein)? Braucht der Frührentner nicht.
Hilgert hat die Lichter im Garten vor seiner Parterrewohnung an der Martinstraße noch nicht einmal gezählt. Dennoch lässt sich sagen: Sein Weihnachtsschmuck ist einer der Hingucker im Langenfelder Advent 2015.
Auf dem Grundstück unweit der Kreuzung Paulstraße gehen immer pünktlich um 17 Uhr die Lichter an. In allen möglichen Farben. Im Fenster leuchten bunte Tannenbäume und Sterne, ein Rentier strahlt, am Zaun eine rote Kerze, dazu bonbonfarbene Kugeln und Zapfen, Lichtbänder am Pavillon und — passend zum vorweihnachtlichen Frühling — Kirschbäumchen aus Plastik, die in vielen farbigen Leuchten blühen. „Die hab’ ich vom Kodi“, sagt Hilgert.
Besonders stolz aber ist der 64-Jährige auf die Tragluftfiguren in seinem Garten: einen 2,40 Meter großen, dicken Schneemann und dessen nur unwesentlich kleineren Kumpel, einen Weihnachtsmann. Der eine Leuchte wie der andere. „Übers Internet besorgt“, sagt Hilgert. Ein echtes Gimmick ist auch der rauschebärtige Kollege am Schuppen, der pausenlos aus einem Schornstein auftaucht und wieder hinabfährt. „Vom Netto“, sagt Hilgert.
Zusammengekauft hat sich der Langenfelder den schönen Weihnachtskitsch in den vergangenen zehn Jahren. „Anfangs hatte ich noch Glühbirnchen, aber das ging zu sehr ins Geld. 7000 Watt!“ Nach einer Zwangspause, die ihm ein Nachbar verordnete („Angeblich aggressive Beleuchtung; dabei habe ich noch nicht mal Blinklichter“), stieg er 2011 neu in das adventliche LED-Brauchtum ein. „Jetzt bin ich bei insgesamt 400 Watt. Das ist bezahlbar“, freut sich Hilgert.
Bewunderer des Lichtspektakels findet er genug. Allein unter seinen sechs Schwestern und fünf Brüdern dürften es mindestens eine Handvoll sein. Aber auch Außenstehende sind begeistert. Zum Beispiel Ellen Klimke aus Baumberg. „Den aufgeblasenen Schnee- und den Weihnachtsmann finde ich besonders hübsch“, schwärmt die 77-Jährige, die regelmäßig ihre Schwägerin im Langenfelder Bauvereinsviertel besucht.
Mit dem leuchtenden Weihnachtsschmuck hat sich Reinhold Hilgert gleichsam ein wenig zu dem gemacht, der er immer werden wollte: Elektriker. „Bei elf Geschwistern war ein Lehrberuf leider nicht drin“, erzählt der alleinstehende Mann. Leuchten werden seine Figuren und Formen noch bis zum Dreikönigstag am 6. Januar. „Und dann wieder ab dem ersten Advent im nächsten Jahr.“