Monheim: Neugründung von Grundschule Grundschule wagt erste Gehversuche
Monheim · Die Grundschule an der Bregenzer Straße erprobt jetzt neue individualisierte Unterrichtsansätze wie auch neue Beteiligungsformen.
Schüler- und handlungsorientierter Unterricht, demokratische Schule, Ankerplätze – wenn man Schule neu erdenkt, müssen auch neue Worte her. Das Lehrerzimmer in der Schule Bregenzer Straße in Baumberg heißt deshalb „Team-Oase“, weil das Team jetzt multiprofessionell ist. Und da, wo die meisten Nutzer noch Analphabeten sind, ersetzen Piktogramme den Namen: Brokkoli und Möhren für Mensa oder ein Erdhügel für den Gruppenraum der Erdmännchenklasse.
Eine Grundschule im rhythmisierten Ganztag an den Start zu bringen, ist auch für Liane Neuhaus eine neue Erfahrung: Während sie als Rektorin bisher immer eingerichtete Schulen vorfand, musste sie jetzt die Ausstattung bis zur Büroklammer mitdenken. Um das demokratische Element zu bedienen, bezog sie die Schüler mittels Umfrage ein und fragte ab, mit welchen Spielen diese gerne die Pausen füllen würden. Ihr 16-köpfiges Team kam erstmals am 2. August zusammen. „Da wurden dann alle auf den aktuellen Stand der Konzeptplanung gebracht.“
Besonderes Augenmerk legt das Unterrichtskonzept auf das individualisierte Lernen. „Der Lerneffekt ist größer, wenn man als Schüler selber bestimmen kann, was man lernt. Dann geht man mit einem ganz anderen Impetus heran“, sagt die 50-Jährige. Der Freitag wurde zum Mosaiktag erkoren, an dem ein Oberthema an verschiedenen Stationen aus einer jeweils anderen fachlichen Sicht betrachtet wird. Zum Thema Apfel wurden in Mathe Zahlen visualisiert, in Sachkunde Experimente durchgeführt und in Deutsch das Wort untersucht. Ein weiterer Mosaikstein war ein Ausflug zu den Bürgelschen Streuobstwiese, bei dem die Kinder Termin und Gruppe frei wählen konnten. Für ein multiprofessionelles Team gehört es sich auch, dass am Montag eine Megateamsitzung stattfindet, bei der auch die pädagogischen Mitarbeiter über die jeweils anstehenden Unterrichtsinhalte unterrichtet werden, auf dass sie daraus eigene Ansätze ableiten können. „Wir gestalten den Schulalltag gemeinsam“, betont Neuhaus. Verantwortlich für ein Klasse sei immer das gesamte Team aus Klassenlehrer, Erzieher und Ergänzungskraft. „Wir müssen aber noch die jeweiligen Verantwortlichkeiten festlegen.“ Das Konzept sollte noch nicht im Vorfeld so festgezurrt werden, dass kein Entfaltungspotenzial blieb.
Passend zum individuellen Ansatz wurden Lehrwerke angeschafft, die individuelle Lernwege zulassen. „Jedes Kind kann so in seinem eigenen Tempo lernen. Lernzielkontrollen werden erst dann vorgenommen, wenn der Stoff verstanden wurde“, so Neuhaus. Das müssten die Eltern auch aushalten. In einem Pilotprojekt wurden die Erstklässler auch mit IPads ausgestattet, sodass die Lehrer Arbeitsblätter erstellen können, die sich an die Kinder zur Bearbeitung verschicken. Über Apps können die Schüler Begleitmaterial zu den Lehrwerken herunterladen. Weil sie die Schriftsprache noch nicht beherrschen, können sie Bilderbücher erstellen und Sprachnachrichten aufnehmen. In einer Medienstunde wird ihnen kontinuierlich der Umgang mit den Modernen Medien vermittelt.
Die Eltern aus dem Einzugsbereich Österreichviertel und Waldbeerenberg erlebt sie als sehr interessiert und engagiert. So werde jetzt ein Förderverein gegründet. Da die Kinder keine Arbeitsmaterialien mehr mit nach Hause nehmen, haben die Eltern keine direkte Lernkontrolle mehr. Sie können sich aber über IServ über den Lernstand informieren. Um das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Team zu stärken, soll am 28. September ein Herbstnachmittag stattfinden, bei dem dann auch Laternen gebastelt werden. Für den Martinsumzug in Baumberg ist die Schule schon angemeldet.