Fähre Monheim-Dormagen Das Piwipper Böötchen schippert wieder
Monheim · Das Piwipper Böötchen ist Ostern in seine neunte Saison gestartet: Viele Trauungen und einige Rettungsaktionen hat das kleine Fahrgastschiff auf dem Rhein bereits miterlebt. Und auch eine Pandemie oder Maschinenschaden zwingen es nicht in die Knie.
Dicke Wolken hängen am Himmel. Es ist grau, nass und kalt. Eigentlich kein schönes Ausflugswetter und schon gar nicht für eine Bootsfahrt. Doch auch an so einem trüben Aprilwochenende mitten im zweiten Pandemiejahr stehen Kapitän und Fährhelfer des Piwipper Böötchens zuverlässig am Stromkilometer 714 „an d‘r Kapell“ bereit, um Fahrgäste, Tagesausflügler und Radtouristen wie seit jeher binnen weniger Minuten ans andere Ufer zu befördern.
20 000 Personen im Jahr, 25 000 in einer Saison mit sehr gutem Wetter, fahren so zwischen April und Oktober die paar Hundert Meter über den Rhein von Monheim nach Dormagen und zurück. Doch heute ist es sehr ruhig: Es nieselt. ein kalter Wind peitscht über den Rhein, der kleine Wellen schlägt. Im Hintergrund ziehen große Binnenschiffe mit ihrer aufgetürmten Fracht vorbei, unbeeindruckt von Wind und Wetter.
„Willkommen auf dem Piwipper Böötchen“, grüßt Heiner Müller-Krumbhaar, wetterfest eingepackt und mit einem Lächeln im Gesicht, das hinter seiner FFP2-Maske nur an den Fältchen um die Augen zu erkennen ist. Heute fährt der Vorsitzende des Vereins mit seinem sprichwörtlichen Koffer voller Geschichten mit. Im zehnten Jahr des Piwipper Böötchens auf dem Rhein hat der betreibende Verein schließlich einiges erlebt.
Doch bevor Müller-Krumbhaar ausholt, schaut er vertrauenswürdig zum Fährhelfer und nickt. Dieser gibt ein Kommando von sich, den Kapitän Wolfgang Hoffmann zustimmend erwidert. Der Fährhelfer trennt die Rampe vom Schiff und löst das dicke Tau vom Poller. „Vorsicht, das könnte jetzt etwas ruckeln“, sagt Müller-Krumbhaar als sich das Böötchen in Bewegung setzt und schließlich sanft in den Wellen schaukelnd vom Monheimer Ufer entfernt. Trotz Nieselwetter, ein wunderschönes Panorama.
Im Sommer ist es eine gern genutzte Kulisse für Trauungen: „Wir haben mittlerweile 70 Hochzeiten auf dem Böötchen gefeiert, etwa zehn Trauungen pro Jahr. Wir können mit Stolz sagen, dass keine dieser Ehen bislang geschieden wurde“, erzählt der Vereinsvorsitzende heiter. Auch 2020 nutzten acht Brautpaare die Möglichkeit, sich auf dem Rhein das Ja-Wort zu geben. „Dabei müssen wir allerdings darauf achten, dass wir mit dem Boot nicht über die Hälfte des Rheins fahren, sonst ist die Ehe nicht gültig.“ Geheiratet werden darf nämlich immer nur im Gebiet der jeweiligen Gemeinde.
Das Piwipper Böötchen war häufiger Zeuge und Helfer von lebensverändernden Ereignissen: Das Fahrgastschiff hat bei Rettungseinsätzen mitgewirkt, mit Happy-End, als etwa der Kapitän einen Hund im Rhein entdeckte und nach einer sensiblen Rettungsaktion sicher ans Monheimer Ufer lotste. Aber auch mit tragischem Ende. Bis zum Eintreffen der Wasserschutzpolizei und Rettungsboote beförderte das Böötchen Rettungskräfte an eine Unfallstelle auf dem Rhein. „Leider ging diese Geschichte nicht gut aus“, erinnert sich Müller-Krumbhaar. Glücklicherweise überwiegen aber die schönen Erinnerungen und die positive Resonanz der Fahrgäste. „Normalerweise können wir bis zu 25 Fahrgäste befördern, wegen Corona haben wir das auf zwölf reduziert, damit wir den Abstand auf dem Schiff einhalten können“, erklärt der Vereinsvorsitzende, während der Schiffsmotor kurz laut aufheult, um auf Kurs zu bleiben. Nun ist das Böötchen generalüberholt und für diese Saison bereit.