Monheim: Schüler helfen auf der Straße
Als einzige Schule in Monheim organisiert die Gesamtschule einen Schülerlotsen-Dienst.
Monheim. Fest blickt Andreas Schreiber dem Autofahrer in die Augen, hebt den Arm mit der Kelle und stellt sich auf die Straße. Der 20-Jährige ist Schülerlotse und sorgt dafür, dass die Kindergartenkinder, Grund- und Gesamtschüler wohlbehalten die andere Straßenseite erreichen. "Ich mache das seit der siebten Klasse", sagt der Abiturient. Damals wurden neue Helfer gesucht, und der Gesamtschüler erklärte sich sofort dazu bereit. "Ich finde es einfach wichtig, dass die Kinder sicher ankommen", sagt er.
Die Aufgabe ist wichtig, denn die Kreuzung Schwalben-/Mittelstraße hat es wirklich in sich - obwohl es dort einen Zebrastreifen gibt. "Es ist eine der Straßen, die besonders stark auf dem Weg zur Arbeit genutzt werden", erzählt der Koordinator Tim Umlauf. "Und Tempo 30, wie es vorgeschrieben ist, fährt fast keiner", ergänzt Sergil Schreiber (15), der mit René Taschbach(16) seinen Lotsen-Dienst ausführt. Jeweils eine Woche stehen die Schüler vor Schulbeginn von 7.30 bis 7.50Uhr an der Kreuzung - bei Wind und Wetter.
"Im Winter ist es schon ordentlich kalt", grinsen die drei Gesamtschüler. Doch auch das hält sie nicht von ihrem wichtigen Amt ab. "Einmal jährlich gibt es eine eintägige Ausbildung mit einer praktischen und schriftlichen Prüfung", sagt Andreas Schreiber. Bei der Kooperationsveranstaltung zwischen Gesamtschule, Polizei und Kreisverkehrswacht werden Verkehrsregeln abgefragt und dafür gesorgt, dass die Helfer sich nicht selbst gefährden. "Meine gelben Engel haben schließlich keine Sonderrechte wie die Polizei", sagt Lehrer Umlauf.
Jeder Schüler hat eine eigene Ausrüstung, zu der eine gelbe Weste, eine gelbe Kappe und eine Kelle zählen. "Man sieht schon ein bisschen wie ein Windbeutel aus", lacht Schreiber. Trotz der geringfügigen Ästhetik ist der Job bei den Schülern sehr beliebt. "Mittlerweile werde ich immer wieder gefragt, ob es noch Plätze gibt. Es zeigt, dass unsere Arbeit als wertvoll anerkannt wird", meint Umlauf.
Der Referendar ist auch für die Verkehrserziehung und die Sicherheitstage der 5. Klassen verantwortlich. "Es ist eine dankbare Aufgabe, da ich Kontakt zu allen Jahrgängen habe. Zudem kennen sich die Schüler durch den Schülerlotsendienst untereinander, was das soziale Miteinander fördert", sagt Umlauf.
Auch die Stadt ist über so viel ehrenamtliches Engagement erfreut. Jährlich ehrt sie die Lotsen und spendiert einen Tag in der Kartbahn Hilden. 25 Schülerlotsen sind in diesem Schuljahr aktiv dabei. "Mittlerweile kennen uns die Autofahrer auch schon und wissen, dass wir hier stehen", sagt René Taschbach.
Vor etwa zwei Jahren wurde an der Kreuzung, die von der Polizei als Unfallhäufungsstellen klassifiziert wird, ein Kind angefahren. "Unser Dienst war bereits beendet, als der Unfall passierte. Das zeigt ja, wie wichtig unsere Aufgabe ist", findet Andreas Schreiber. "Es gibt viele Stellen in Monheim, an denen Schülerlotsen sinnvoll wären. Leider sind wir die einzigen, die einen solchen Dienst versehen", bedauert Umlauf.