Postkutsche ein Schandfleck?
Horst Küppers, Ex-Vorsitzender des Kutschenvereins, bemängelt den Zustand des Gefährts. Die Vereinsführung reagiert gelassen.
Langenfeld. Wer in diesen Tagen hinter dem Freiherr-vom-Steinhaus an dem Glasanbau vorbeikommt, in dem die historische Postkutsche steht, der mag erschrocken sein über den Zustand in dem sich das Renommee der Stadt befindet. Schlammige Räder, matte Messingbeschläge, vergilbte Fotos und eine lieblos verkleidete, barfüßige Schaufensterpuppe. Horst Küppers, bis 2008 Vorsitzender des Vereins Kutschen- und Fahrsportfreunde Langenfeld, ist es zumindest.
Er bemängelt, dass der Nachbau der Kutsche von 1850 nicht nach jeder Tour ordnungsgemäß gereinigt und gepflegt wird. Von einem Einsatz Ende September soll der Schmutz noch sein. Pflege und Instandhaltung obliegt dem Kutschenverein Die Pflege und Instandhaltung der repräsentativen Postkutsche obliegt auch heute noch dem Kutschenverein. Doch der aktuelle Zustand der Kutsche ist laut Küppers alles andere als repräsentativ. „Wir haben uns damals so bemüht, die teure Postkutsche zu bekommen und jetzt lässt die jüngere Generation sie da einfach vergammeln“, wirft er dem aktuellen Vorsitzenden des Kutschenvereins Randolf Ohly vor.
Früher, als Küppers noch jünger war, habe er sich nach eigener Aussage immer mit einigen Leuten getroffen, einen Kasten Bier gekauft und sich einen schönen Nachmittag gemacht. „Die Jüngeren sind zum Putzen unter die Kutsche gekrochen, einer hat die Scheiben gereinigt, ein anderer den Lack und ich habe immer die Messingbeschläge geputzt, damit sie schön glänzten. Das war immer gemeinschaftsbildend und hat viel Spaß gemacht“, erinnert sich Küppers.
„Die Kutsche war erst am vergangenen Sonntag im Einsatz und wir haben nicht jeden Tag Zeit, sie zu säubern, aber spätestens am 20. Dezember beim Weihnachtsmarkt ist sie wieder in einem picobello Zustand“, entgegnet Ohly. Heute gäbe es andere Ansichten als früher und der gesamte Vorstand sei mittlerweile viel jünger. Küppers soll laut Ohly schon als Vorsitzender des Vereins Pensionär gewesen sein, den ganzen Tag habe er Zeit gehabt. Heute seien aber alle berufstätig.
Trotz Krankheit und Alter würde Küppers zur Not die Kutsche mit ein paar Freunden auch heute noch selber putzen, doch das lehnt Ohly ab. Die Fronten sind verhärtet. „Wir wollen in Ruhe weiterarbeiten. Seit 2008 ärgert uns Herr Küppers und klebt uns fast jeden Tag kleine Zettel mit Hinweisen an die Remise. Wir gehen auf diese Albernheiten aber nicht ein. Wir sehen das entspannt und auch bei der Stadt genießt unser Verein einen sehr guten Ruf“, erklärt er.
Und tatsächlich, im Rathaus ist man gelassen. „Ich habe bis jetzt noch keine Hinweise aus der Öffentlichkeit erhalten, dass die Kutsche heruntergekommen aussieht. Wenn wir als Stadt natürlich merken, dass unsere repräsentative Kutsche völlig verdreckt da steht, dann würden wir uns selbstverständlich an Herrn Ohly wenden“, sagt Andreas Voss, Referatsleiter für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Langenfeld und fügt hinzu: „Man muss auch nicht aus allem eine Staatsaffäre machen. Das ist eine Kutsche und wenn die dreckig ist, wird sie wieder saubergemacht. Wir als Stadt schreiben Herrn Ohly nicht vor, wie er die Kutsche zu reinigen hat“.