Greenpeace schlägt Alarm Situation im Rhein bei Monheim hat sich verschlimmert
Monheim/ Dormagen · Vor knapp fünf Wochen hat Greenpeace in einer groß angelegten Aktion Wasserproben aus dem Rhein entnommen. In einem mobilen Labor in Monheim hatten Forscher damals erste Untersuchungen vorgenommen. Jetzt liegen die genauen Ergebnisse vor. Sie verheißen nichts Gutes.
Flüsse wie der Rhein tragen erheblich zur Verschmutzung der Ozeane mit Plastik bei. Greenpeace hat bereits 2020 den Rhein bei Dormagen und Monheim auf Mikroplastik untersucht und kehrte im August 2023, genau drei Jahre nach der letzten Untersuchung, zurück. Diesmal lag der Schwerpunkt auf dem Abschnitt Dormagen/Monheim, einem Bereich, der bereits in früheren Untersuchungen hohe Konzentrationen an Mikroplastik aufwies. Erste Ergebnisse bestätigen nun, dass Mikroplastik im Rhein nach wie vor ein ernstes Problem ist. Die Ergebnisse der zweitägigen Recherche und Probenahme deuten auf eine Zunahme der Verschmutzung in den vergangenen Jahren hin.
Mit modernster Technik sammelten die Greenpeace-Teams Mitte August Wasserproben aus dem Rhein, unter anderem in der Nähe des Chemparks Dormagen in Höhe des Bayer-Kreuzes. Bereits nach den ersten Analysen im mobilen Labor am Monheimer Ufer zeigte sich, dass mehr Mikroplastikpartikel als 2020 im Wasser gefunden wurden – Ergebnisse, die auch für Monheim brisant sind, weil die Stadt in direkter Nähe des Chemparks auf der anderen Rheinseite liegt.
Die Umweltschützerinnen und Umweltschützer haben in insgesamt sechs Wasserproben flussaufwärts des Chemieparks durchschnittlich 1,1 fabrikneue Mikroplastikpartikel pro Kubikmeter Wasser gefunden. Flussabwärts des Chemieparks waren es bis zu 1,7 Partikel pro Kubikmeter. Das Material stammt somit höchstwahrscheinlich aus industriellen Produktionsabläufen. Stellenweise war die Verschmutzung rund doppelt so hoch wie 2020, als Greenpeace erstmals einen Report über die Belastung des Rheins mit Mikroplastik veröffentlichte.
Besonders besorgniserregend sei die Entdeckung der neuen linsenförmigen Partikel. Denn: Eine genaue Analyse der neu entdeckten Mikroplastiks, die die Umweltschützer in den Proben 2020 und 2021 noch nicht gefunden hatten, hat gezeigt, dass diese Teilchen vermutlich in der Form, in der sie gefunden wurden, in die Umwelt gelangen. Diese Plastikpartikel mit weniger als 0,5 Millimeter Durchmesser kann Greenpeace noch nicht zuordnen. Sie wurden an allen Probenahmestellen, insgesamt sechs, gefunden. Im Durchschnitt fanden sich 0,11 Partikel pro Kubikmeter. Das Ergebnis lässt vermuten, dass es sich um Rückstände aus einer industriellen Produktion handelt. „Der Rhein zwischen Köln und Düsseldorf wird offenbar durch den Chemiepark Dormagen zusätzlich mit Mikroplastik verschmutzt, wie die neuen Messungen von Greenpeace zeigen“, sagt Björn Jettka, Pressesprecher von Greenpeace.
Die Mikroplastikpartikel wurden, ähnlich wie bei den Untersuchungen 2020, in verschiedenen Kategorien klassifiziert. Darunter Microbeads – winzige, kugelförmige Partikel, die vor allem in Kosmetikprodukten vorkommen – sowie Pellets, die bei der Kunststoffproduktion verwendet werden.
„Unter der Annahme, dass die Konzentrationen an Mikroplastikpartikeln an den gemessenen Stellen über den Tagesverlauf und aufgrund der Durchmischung durch die starke Strömung des Rheins annähernd gleich bleiben, beträgt die tägliche Fracht Richtung Nordsee rechnerisch 258 Millionen Partikel“, so Greenpeace.
Trotz dieser alarmierenden Zahlen und der Bestätigung der Untersuchungsergebnisse von 2020 durch das Landesamt für Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz NRW, wurden bisher keine Maßnahmen gegen die Verursacher ergriffen. „Es ist besorgniserregend, dass sich die Belastung vermutlich sogar verschlimmert hat und sich Partikelarten finden lassen, die uns bisher unbekannt waren”, sagt Julios Kontchou, Ökotoxikologe von Greenpeace. „Das NRW-Umweltministerium muss endlich feststellen, woher die Mikroplastikpartikel im Rhein stammen und die Verschmutzung beenden.”