Stadt will die Kohlenmonoxid-Pipeline stoppen

Die Verwaltung will Bayer nicht auf städtischem Grund bauen lassen und hofft auf Klagen.

Langenfeld. Die Emotionen kochten hoch im überfüllten Sitzungssaal des Rathauses. "Ich wohne direkt neben der Pipeline und mir wird schlecht, wenn ich daran denke", schleuderte am Donnerstagabend die aufgebrachte Hildenerin Renate Horst dem Bayer-Projektleiter Werner Breuer entgegen. "Ich würde direkt neben die Anlage ziehen. Sie ist sicher", konterte Wolfgang Faulstroh von der Bezirksregierung. Knapp 250 Besucher verfolgten die über zweistündige Informationsveranstaltung, bei der sich nun auch die Stadt Langenfeld in den Kreis der Pipeline-Gegner einreihte.

"Wir haben auf den Sachverstand der Bezirksregierung vertraut", begründete Stadtbaurat Hans-Otto Weber die lange abwartende Haltung der Verwaltung. Doch die habe diese Erwartung nicht erfüllt. So konnte der Pipeline-Bau beginnen, ohne dass Bayer mit den örtlichen Feuerwehren einen Gefahrenabwehrplan erarbeitet hat. Und das Land habe ein Enteignungsgesetz für die Pipeline durchgepeitscht, obwohl damit nicht dem Gemeinwohl, sondern nur der Firma Bayer gedient sei. "Die Bezirksregierung hat nicht im Interesse der Bürger gehandelt, sondern im Interesse eines Großkonzerns", sagte Weber.

Die Stadt will nun selbst gegen die Pipeline aktiv werden: An 21 Stellen müsse die Leitung städtisches Gelände, unter anderem Wirtschaftswege, queren. "Das werden wir nicht gestatten", sagte Weber. Stephan Anhalt, Referatsleiter Stadtplanung, ergänzt: "So können wir zumindest einen zeitweiligen Aufschub erreichen."

Bayer kann diesem Vorgehen aber gelassen entgegensehen: Das Enteignungsgesetz sieht vor, dass die Bezirksregierung auf Antrag auch städtische Flächen für den Bau enteignen kann. Bereits in Ratingen wurde damit städtischer Widerstand gebrochen. Für Langenfeld liegt ein solcher Antrag laut Bezirksregierung zwar noch nicht vor, doch Bayer will ihn stellen. "Schließlich wollen wir bis Jahresende in Betrieb gehen", sagt ein Unternehmenssprecher.

In der vergangenen Woche noch warf Bürgermeister Staehler den Pipeline-Gegnern Panikmache vor. Doch nun, im Angesicht wachsenden Zorns unter den Bürgern, springt die Stadt in letzter Minute auf den Zug des Widerstands auf. Mit Protest-Rezepten, die von anderen Städten abgekupfert sind. Mit angestaubten Argumenten. Ist das eine Strategie? Eher Trittbrettfahrerei.