Süß und scharf — das ist Trend
In Der VHS-Küche stehen ältere und jüngere Bürger mit Migrationshintergrund gemeinsam am Herd und kochen.
Langenfeld. Ein Schwung Zwiebeln brutzelt in Öl, gleich nebenan werden gefüllte Paprika gewendet. Eine Dampfwolke steigt an der Kochzeile auf, als jemand den Deckel des Reistopfs anhebt. Lachend läuft eine Gruppe Kinder zwischen Kühlschränken und Arbeitsplatten durch.
In ein internationales Restaurant verwandelte am Samstag der Integrationsrat die Lehrküche der Volkshochschule (VHS). Sechs Erwachsene und ihre Kinder kochten Spezialitäten.
In Tüten und Körben hat die Runde ihre Zutaten mitgebracht. Enzo Montalbano frittiert Scampi für ein Risotto. „Ich habe Rucola geschnitten“, sagt seine Tochter Ilenia (9) mit Stolz im Blick. „Und im Reis hast du gerührt“, sagt Montalbano.
Thomas Skandalis, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrats, hat die Teilnehmer für den Kochtag eingeladen: „Kochen ist eine schöne Art, Leute zusammenzubringen.“ Er bereite gern Frutti die mare mit Spaghetti zu. Profi-Koch Andreas Piorek geht von Herd zu Herd, schaut zu, gibt Tipps. „Die Leute können kochen, ohne Frage. Und die VHS-Küche ist toll.“ In Brilon gebe er Kochkurse, erkunde mit Kollegen Rezepte aus aller Welt. „Wir sind viel gereist und haben schon überall gekocht.“
Ein griechischer Makkaroni-Auflauf, Moussakas — die Mittelmehrküche sei inzwischen sehr präsent, sagt Piorek. Spannend fände er die mexikanischen Rezepte: „Süß und scharf — das ist Trend.“
Chili und Kakao gleichzeitig braucht Waldo Gomez Dominguez für die mexikanische ,Mole poblano’. Die tiefbraune Paste hat er zu Hause vorbereitet: „Die kocht man drei Tage lang“, sagt der 55-jährige Journalist, rührt mit einem Holzlöffel um. Immer wieder schmeckt er mit Zucker und Kakao ab — es sei ihm noch zu scharf. Tortillas könne man damit würzen oder Hühnchen mit der Sauce essen.
Für eine kalte Speise hat Gomez Dominguez Avocados mitgebracht, dazu Tomaten, Zitronen und Knoblauch. In einem Porzellanschälchen stellt er Sesam bereit. Seine fünfjährige Enkelin Nadia-Maria hilft bei der Zubereitung von Guacamole — einem Avocado-Dip.
„Kochen ist für Kinder eine tolle Sache“, sagt Piorek. Die Rezepte müssten ein bisschen bunt sein, möglichst witzige Namen haben. Kartoffel-Burger zum Beispiel käme bei Kindern an. Dann könnten statt Nusscreme und Frittensauce vergessene Geschmacksrichtungen wieder angeboten werden — Petersilie etwa oder einfach geriebene Möhren.
Wenn Kochen in der Pubertät in den Hintergrund träte, würde das Interesse später wieder zunehmen, sagt Piorek: „Mit 18 oder 19 ist es wieder cool, zu kochen.“