„Survival-Run“: Sehnsucht nach Schlamm
Der 37-jährige Stephan Benthake hat ein ausgefallenes Hobby: „Survival-Run“.
Monheim. Wenn schon ein Weg da ist, wird es fast zu langweilig. Querfeldein durch Bäche und über Abhänge führt die Route von Läufer Stephan Benthake. Wenn das seegrüne Laufshirt sauber bleibt, war es kein richtiges Training.
„Survival-Run“ — wörtlich übersetzt Überlebens-Lauf — nennt sich der Sport, den der 37-jährige Monheimer am Rheinufer trainiert: „Das ist wie früher draußen toben.“ Er lacht, die Augen leuchten.
„Einfach durch die Natur. Das machen immer mehr“, sagt Benthake. Am Samstag war er einer von 1400 Startern beim Lauf im Serengeti-Park in der niedersächsischen Heide: „Das war eine Spaßveranstaltung. Viele laufen in Kostümen oder als Katzen geschminkt.“ Wer zweimal wöchentlich Joggen gehe, habe eine Chance, beim Lauf durch die Landschaft zu bestehen. Durch knietiefes Wasser sei ein Abschnitt gegangen, einen sandigen Hügel hinauf, über eine aufgeweichte Wiese. „Ein Paar hat sich mit Handschellen aneinander gefesselt und ist so gelaufen“, erzählt Benthake — schließlich Nummer 53 der Wertung.
Nur gerade Wege laufen, das sei ihm zu langweilig, sagt der Reisebüro-Angestellte. Vor einem Jahr hatte er sich in Köln für den Stadtmarathon angemeldet. „Ein Freund hat mich drauf gebracht“, sagt Benthake. Nur wenig mehr als fünf Wochen blieben ihm zur Vorbereitung: „Gesund war das nicht.“ Aber angekommen ist er doch.
„Ich arbeite den ganzen Tag hinter dem PC. Ich muss mich auspowern“, sagt Benthake. Früher habe er Football gespielt — bei den Monheim Sharks: „Das ging irgendwann körperlich und zeitlich nicht mehr.“ Seine Frau toleriere viel, aber er wolle sich Zeit für Privates nehmen. Neben Krafttraining „zum fit bleiben“ sei deshalb nun Laufen sein Sport: „Ich trainiere immer, auch im Winter. Nur wenn ich krank bin, mache ich Pause.“ Die Laufschuhe könne er mit zur Arbeit nehmen.
Die Wettbewerbe für die nächsten Jahre hat sich Benthake schon ausgesucht: „Nächstes Jahr will ich mit einem Freund den ,Strongman Run’ mitmachen.“ Der Ort steht noch nicht fest. Ein Jahr später solle es im Januar zum „Tough Guy“ nach England gehen: „Davon habe ich immer wieder gehört. Da muss man die Stellen, wo man durchs Wasser will, erst mal vom Eis freischlagen.“
Wer einsteigen will ins abenteuerliche Laufen, brauche gute Schuhe: „Man sollte sich beraten lassen.“ Die Kleidung hingegen reiche anfangs vom Discounter.
Vor allem solle man es ruhig angehen lassen: „Erst mal locker über den Rheindeich laufen. Und irgendwann läuft man zum Fluss runter und schaut, was die Gänse machen.“ Wer Anleitung brauche, finde in den Sportvereinen kompetente Hilfe.
Bei allem Spaß abseits vom Asphalt solle man sich in der Natur zurückhaltend verhalten, sagt Benthake. „Man liebt das ja. Wenn man es richtig macht, lässt man nur ein paar Fußspuren zurück.“