VPD: Vielfältige Hilfe für die Seele
Immer mehr junge Leute wenden sich an den Verbund psychosozialer Dienstleistungen.
Langenfeld. Jahrelang wusste Thomas Schottke nicht, dass er psychisch krank ist. Er fing drei Ausbildungen an, die er alle abbrach.
Und dann ging gar nichts mehr. „Plötzlich fing ich an zu zittern, ich hatte Angst, ich konnte nicht mehr aus der Wohnung gehen. Ich war nicht mehr arbeitsfähig. Mein Leben hat komplett aufgehört“, sagt der 48-Jährige, der wieder zurück ins Leben fand.
Er suchte sich Hilfe und kam über den Integrationsfachdienst Mettmann (IFD) an den Verbund für Psychosoziale Dienstleistungen (VPD) mit Sitz in Langenfeld.
„Als meine Krankheit im Alter von 23 Jahren ausbrach, bin ich zunächst vom IFD betreut worden, bis mir dann ein Mitarbeiter sagte, dass der VPD einen Hausmeister sucht. Dort wusste man Bescheid, und ich brauchte mich nicht mehr zu verstecken. Das war eine unheimliche Erleichterung. Die Arbeit war für mich Therapie“, erzählt Thomas Schottke.
Eine psychische Krankheit zu verstecken, darunter leiden wohl die meisten Betroffenen ganz besonders. Thomas Schottke erinnert sich: „Vor 20 Jahren gab es diese Krankheit ja gar nicht. Da hat niemand darüber geredet. Psychisch krank hieß, man ist blöd und faul. Sogar vor der eigenen Familie habe ich versucht, die Krankheit zu verstecken“, sagt Schottke.
Mit Hilfe und Unterstützung vom VPD kann er heute mit seiner psychischen Erkrankung leben. „Die einzige Einschränkung, die bis heute geblieben ist, ist, dass ich nicht mehr in den Urlaub fahren kann. Meine Umgebung, die ich kenne, muss ich beibehalten. Aber sonst funktioniert wieder alles.“
Der VPD ist ein komplexes Netzwerk, dem verschiedene Einrichtungen angehören, die sich jetzt im Rahmen der „Woche der seelischen Gesundheit“ vorstellten. Ob betreutes Wohnen, Tagesstätte, ambulante psychiatrische sowie häusliche Alten- und Krankenpflege oder berufliche Eingliederung, im Fokus stehen die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft sowie die Stärkung sozialer Kompetenzen.
Um möglichst viele Menschen mit psychischen Erkrankungen anzusprechen, hat man sich für „Burnout“ als Aufhänger entschieden. „Burnout ist die Beschreibung eines Symptoms und noch keine anerkannte Krankheit in diesem Sinne.
Es beschreibt ganz gut, dass sich viele Menschen einfach geistig und seelisch völlig erschöpft und überfordert fühlen“, sagt Anne Sprenger, Geschäftsführerin des VPD. „Es ist noch keine manifeste Krankheit, es kann aber eine daraus werden. Daher haben wir uns ein Thema überlegt, das noch nicht so belastet ist wie beispielsweise Depressionen, Psychosen oder Schizophrenie“, erläutert sie.
Ein Phänomen, das sie feststellt: Menschen, die wegen psychischer Probleme Hilfen in Anspruch nehmen, werden immer jünger. „Das hat unter anderem mit dem heute oftmals wegfallenden Familienverbund zu tun“, sagt Sprenger.
Der VPD wurde 1976 gegründet und arbeitet mit Kliniken zusammen, mit niedergelassenen Ärzten und Therapeuten sowie mit gesetzlichen Betreuern. Seit September dieses Jahres kooperiert der Verbund mit Krankenkassen.
Bisher ist ein Vertrag aber erst mit der Techniker Krankenkasse und einem Zusammenschluss von Betriebskrankenkassen gelungen. „Unser Ziel ist es, als sozial-psychiatrisches Zentrum wahrgenommen zu werden, als Facheinrichtung für das Thema psychische und Abhängigkeitserkrankungen“, sagt Anne Sprenger.