Wer zahlen will, steht Schlange
In der Tiefgarage unter der Stadtgalerie ist Geduld gefragt. Für 350 Stellplätze steht ein Bezahlautomat zur Verfügung.
Langenfeld. Zwölf Minuten anstehen fürs Bezahlen eines Parktickets. „Ich glaube, meine letzten Geschenke hole ich in Leverkusen“, macht sich Ute Lichte ihrem Ärger über die Tiefgarage der Langenfelder Stadtgalerie Luft. Neben diesem Kommentar und einem grimmigen Emoji-Gesicht postete sie am Mittwoch bei Facebook gleich noch ein Foto von der Schlange vor dem Parkscheinautomaten. Elf Wartende vor ihr sind darauf zu sehen. Bis gestern Abend erntete Ute Lichte mehr als 55 Kommentare dafür. „Oh mein Gott, was habe ich da bloß losgetreten!“, schrieb sie kurze Zeit später. Das Anstehen vor dem Automaten ist ein Aufreger.
350 Stellplätze gibt es in der Tiefgarage der Stadtgalerie — und derzeit nur einen Automaten. Bis zum 12. November waren es zwei. In der Nacht darauf wurden die Geräte von Einbrechern demoliert. Übrigens: In der selben Zeit ist auch einer der Automaten in einem Hildener Parkhaus aufgebrochen worden. Auf 7000 Euro schätzte die Polizei damals den Geräteschaden in Langenfeld — ohne Berücksichtigung des erbeuteten Bargelds. „Schwerer wiegt für uns aber die fehlende Möglichkeit, die Parkvorgänge abzurechnen“, erklärt Ulrich Beul, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft, die die Parkplätze in der Stadtmitte betreibt. Etwa eine Woche lang übernahmen die Männer von der Tiefgaragen-Aufsicht die Abrechnung mit den Kunden. Dann ließ die Stadtentwicklungsgesellschaft einen Ersatzautomaten aufstellen.
Ein Automat für 350 Stellplätze. Schlangestehen war programmiert, erst recht im vorweihnachtlichen Einkaufstrubel. „Eine bodenlose Frechheit“, erregt sich ein Nutzer der Langenfelder Facebook-Gruppe. Er habe dort schon öfter angestanden, auch an normalen Tagen. Eine anderer nennt den Engpass „Unverschämtheit“, eine weitere Autofahrerin meint: „Schön ist es nicht, da unten in der schlechten Luft so ewig anstehen zu müssen, nur um zu bezahlen.“ Ute Lichte selbst sieht auch einen Schaden fürs Stadtmarketing: „Hat was mit Service zu tun, wenn ich erreichen möchte, dass in Langenfeld viele Leute einkaufen. Die Städte rund um Langenfeld schlafen nicht.“
Warum also nur ein Ersatzautomat statt zwei? Gerade wegen des Stadtmarketings, lautet die — verkürzte — Antwort von Geschäftsführer Beul. „Wir wollen die Parkautomaten-Systeme in der Stadtmitte vereinheitlichen und deshalb ohnehin neue Geräte anschaffen“, erklärt der Mann, der in seinem Hauptjob den Fachbereich Stadtentwicklung im Rathaus leitet. „Deshalb haben wir uns nach dem Einbruch in die Tiefgarage im November entschieden, für die kurze Übergangszeit mit nur einem Leihgerät vorliebzunehmen.“
Bis Ende Januar sollen die neuen Automaten installiert sein. Anders als ihre 16 Jahre alten Vorgänger werden sie „Future City“-tauglich sein. So nennt sich das Konzept, mit dem die Stadt Langenfeld den stationären Handel mit dem Online-Shopping verknüpfen und die Kundenbindung stärken will. Zentrales Element: ein „Stadtschlüssel“, mit dem die Kunden beim Einkauf Bonuspunkte gutgeschrieben bekommen, etwa fürs Gratis-Parken. An dem Ärger vieler Tiefgaragen-Nutzer, die bis dahin in der Warteschlange stehen, ändert dies wenig. Es gibt aber auch Langenfelder, die es positiv sehen: „Man unterhält sich mit netten Menschen, die genauso warten . . ., und freut sich seines Lebens“, schreibt eine auf Facebook. Andere geben Tipps: Für die „Brötchen-Taste“ braucht man gar nicht zum Automaten. Und alternativ kann man auch bei der Aufsicht bezahlen.
Nur mit dem Auto zum Bezahlen fahren und anderen Tiefgaragen-Nutzern den Weg versperren, das sollte man unterlassen. Auch das sorgt für Ärger auf Facebook .