Auf Anti-Harz-Mission
Weil die Handballer von ME-Sport Haftmittel nutzen, litten zunehmend die Böden in den Sporthallen. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Stadt kontrolliert die Aktiven.
Mettmann. Wenn der Handball-Oberligist Mettmann-Sport im Herrenhaus aufläuft, ist Kurt Werner Geschorec immer wieder mal auf der Tribüne zu entdecken. Auch jetzt am Samstag war der Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung (Gebäudemanagement) im Absstiegduell gegen Dülken zu sehen. Doch: Diesmal war es kein Privatbesuch, sondern eine berufliche Mission. Mit Marion Buschmann, Leiterin der Sportabteilung, kontrollierte er, ob sich die Handballer auch ans Harz-Verbot halten.
Hallennutzungsverbote im Mai 2009. Auch im November wurde eines ausgesprochen: Wegen der Nutzung des Haftmittels Harz geriet Mettmann-Sport wiederholt ins Visier der Stadtverwaltung. „Änderungen im Verhalten können wir nur erzielen, wenn wir mit Nachdruck auf diese hinweisen“, sagt Geschorec zur WZ. Auch Fachbereichsleiterin Astrid Hinterthür betont: „Wir haben Mettmann-Sport wiederholt gesagt, das Harz nicht eingesetzt werden darf.“ Schließlich handele es sich beim Herrenhaus um eine Schulsporthalle.
Es gehe der Stadt keinesfalls darum, „gemein zu den Sportlern zu sein“, sagt Geschorec. Vielmehr müsse der Bestand der Stadt geschützt werden. „Ist der Boden vom Harz verklebt, muss eine Sonderreinigung erfolgen“, merkt er an. Diese zahle zwar der Verein, aber auf Dauer leide der Bodenbelag darunter, weil zur Harz-Beseitigung scharfes Zeug eingesetzt werde.
Beim Hauptverein rennt Geschorec offene Türen ein. ME-Sport-Vorsitzender Martin Auerbach: „Ich finde es gut, dass die Stadt kontrolliert hat.“ Er persönlich sei ein großer Gegner der Haftmittel. Er setze sich auch beim Handballverband ein, dass die Nutzung insgesamt untersagt werde.
In anderen Fällen fehlt Auerbach jedoch jegliches Verständnis für das Handeln der Stadt. Zum Beispiel Bier-Theke: Für jeden Spieltag, an dem der Verein Bier ausschenkt, muss er eine eigene Gestattung beantragen. Der Kostenpunkt: jeweils 54 Euro.
„Da bleibt nix für den Verein übrig“, weiß Auerbach. Kirsten Kaufung, Leiterin der Ordnungsbehörde, kann diese Kritik nicht teilen, „und ich dachte, ich hätte das ausreichend der Vereinsgeschäftsstelle erklärt“. Eine pauschale Jahresgebühr sei rechtlich nicht möglich. Das wäre dann eine Ausschank-Konzession, „an die ganz andere, höhere Anforderungen gestellt werden“.
Insgesamt beklagt Auerbach den „bürokratischen Unsinn“, den die Verwaltung den Vereinen auferlege. Auch dafür ein Exempel: Nahezu 30 Räume nutze ME-Sport über ganz Mettmann verteilt als Abstell- oder Unterstellmöglichkeiten. „Für jeden einzelnen liegt mir nun ein Extra-Mietvertrag vor. Angesichts der niedrigen Beiträge ist nicht zu erklären. Der Aufwand, den man im Rathaus dafür betreibt, ist größer als der Erlös, der erzielt wird.“
Geschorec verweist auf den Ratsbeschluss, der die Mieten in Zeiten der Haushaltskonsolidierung nötig mache. „Doch nicht alles, was wir fordern, sind Mieten. Dabei sind auch Verbrauchskosten für Strom und Wasser — wie für den Thekenbetrieb im Herrenhaus: 25 Euro im Jahr.“
Übrigens: Geschorec und Buschmann haben den Sieg von Mettmann-Sport gegen Dülken nicht bis zum Abpfiff gesehen. Sie sind in der Halbzeit gegangen. Bis dahin hatten sie erkannt: Harz wird nicht benutzt.