Bargeldobergrenze spaltet das Volk

Mehr als 5000 Euro soll es künftig von der Bank nicht mehr in Bar geben. Während Händler die Höchstgrenze positiv beurteilen, fürchten die Bürger um Datenschutz und die eigene Privatsphäre.

Mettmann Bei Michael Fröhlich stehen Geschäfte mit hohen Bargeldbeträgen auf der Tagesordnung. Für unter 5000 Euro verkauft der Oldtimer-Händler aus Mettmann keines seiner alten Schätzchen. Umso mehr überrascht es, dass er Sätze wie „Nur Bares ist was Wunderbares“ eher ablehnt. Stattdessen sieht der 66-Jährige solche Bargeldgeschäfte, wie sie im Autohandel tagtäglich vorkommen, sogar kritisch.

Während für seine Kunden nach der Geldübergabe der Fahrspaß beginnen kann, bleibt für Fröhlich eine Sorge. „Zwei Mal wurde ich bereits überfallen“, sagt Fröhlich, der die Regierungspläne einer Höchstgrenze für Barzahlungen zumindest in Teilen unterstützt. Denn auch nach über 40 Jahren im Beruf spüre er dieses mulmiges Gefühl, wenn er mit viel Bargeld dabei habe.

Das Wort „Obergrenze“ scheint in diesen Tagen besonders beliebt im Vokabular der Bundespolitik zu sein. Denn die SPD plant nicht nur, den 500-Euro-Schein als höchsten Geldschein abzuschaffen.

Seitens der deutschen Bundesregierung und einiger Großbanken steht auch eine „Bargeldobergrenze“ für Handels- und Privatverkäufe zur Debatte. Geht es nach Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, sind zukünftig nur noch Barzahlungen für Geschäfte bis maximal 5000 Euro zulässig.

Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nennt er als dringende Gründe für diese Maßnahme.

Fakt ist, dass jedes Jahr in Deutschland etwa 100 Milliarden Euro gewaschen werden. Damit steht Deutschland auf Platz acht in einer weltweiten Rangliste. Die Alltagsrealität der Bürger und der Händler im Kreis Mettmann scheint davon aber weit weg zu sein.

„Wenn Kunden kommen und mit 30 000 Euro ihren Oldtimer bei mir bar bezahlen, ist das heikel für mich“, sagt Autohändler Fröhlich. Zum einen heize das die Lust zum Feilschen an. Zum anderen sei die Verantwortung riesig, „denn dann liegt das Geld bei mir.“ Viele Auto, Schmuck- oder Kunsthändler fühlten sich unsicher. Fröhlich wickelt Geschäfte gerne per Überweisung ab. Das betreffe derzeit aber nur etwa ein Drittel seiner nationalen Verkäufe. „Im Ausland ist das längst kein Problem mehr.“ Norwegen, Frankreich, Belgien — die Kunden überweisen ohne Bedenken.

Der Blick in andere europäische Staaten zeigt, warum das so ist: Deutschland ist eines von nur sieben Ländern Europas, in denen noch keine Restriktion für Bargeldgeschäfte besteht. Alle bisherigen Vorschläge sind nur Ideen. Der Mettmanner Juwelier Andreas Kortenhaus steht diesen aber gelassen gegenüber. Auch bei ihm zahlen Kunden überwiegend bar, „mulmig ist uns aber nicht, weil wir viele Kunden kennen.“ Für Kortenhaus ist die Terrorismusbekämpfung ein plausibles Argument dafür. „Eine Obergrenze wäre für uns vermutlich auch kein Hindernis, um Geschäfte abzuwickeln.“ Die Debatte ist noch politisches Geflüster, doch ihre Lautstärke übertönt bereits das Klimpern im bürgerlichen Geldbeutel: Während Terror bekämpft und Transparenz zur Sicherheit hergestellt werden muss, dürfen Freiheit und Datenschutz nicht leiden.