Mettmann/Wülfrath Gemeinsames Gedenken an Drogentote
Mettmann/Wülfrath · Am internationalen Gedenktag gab es zum ersten Mal einen Gottesdienst in St. Lambertus.
. Vor dem Altar stehen acht leere Stühle, auf jedem liegt eine weiße Rose. Die leeren Stühle sollen an die acht Drogenkonsumenten erinnern, die in Mettmann und Wülfrath im vergangenen Jahr verstorben sind. „Den internationalen Drogenopfergedenktag gibt es seit 21 Jahren, er wird immer am 21. Juli gefeiert.“ Das berichtete Katja Neveling, Leiterin der Caritas-Suchthilfe für Mettmann und Wülfrath, am Sonntag im Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Lambertus in Mettmann. Eine Mutter aus Gladbeck, deren Sohn an den Folgen seines Drogenkonsums gestorben ist, hatte ihn erstmals ins Leben gerufen. „Wir haben in den vergangenen Jahren am Jubiläumsplatz an die Drogentoten erinnert, weil wir dort nah bei unseren Klienten sind“, führt Katja Neveling weiter aus. Der Gottesdienst nun sei eine Premiere. „Aber Tod und Gedenken, das gehört eigentlich in die Kirche“, meint sie.
Auch für Pfarrer Gregor Schulte ist das Thema des Gottesdienstes ungewohnt. „Wir denken an die verstorbenen Drogenkonsumenten, die wir nicht im Blick hatten, die am Rande unserer Gemeinde lebten — die aber trotzdem zu uns gehören“, sagt er. „Wir heißen Angehörige und Freunde herzlich willkommen.“
Thema soll in die Öffentlichkeit gebracht werden
Dass Drogenabhängige zum Gottesdienst kommen, hält Neveling eher für unwahrscheinlich. Eine Klientin habe sie zwar mitgebracht, „die anderen möchten sich aber entweder nicht zeigen oder sind im Methadonprogramm und müssen auch am Wochenende zum Arzt. Wir möchten das Thema dennoch in die Öffentlichkeit bringen und der Trauer stellvertretend für die Klienten Raum geben.“
Der Gedenktag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Gesundheit und Überleben gibt es nicht zum Nulltarif“ und soll auf die Missstände in der Drogenpolitik aufmerksam machen. „Die ambulanten Suchthilfen brauchen unbedingt mehr Personal,“ sagt Neveling. Im Jahr 2018 haben rund 400 Angehörige und Abhängige die Beratungsstelle aufgesucht und besonders im Bereich der Prävention werde dringend mehr Personal benötigt.
Die acht verstorbenen Drogenkonsumenten sind Männer und Frauen, die teilweise nicht mal 30 Jahre alt geworden sind. Einer ist kurz vor seinem 65. Geburtstag gestorben. Im Gottesdienst berichteten drei Mitarbeiter der Caritas über die Lebensläufe von dreien der Toten, die allesamt von Krankheiten und Schicksalsschlägen gekennzeichnet waren. „Es gibt Menschen, die den Weg aus der Sucht finden, aber nicht allen können wir helfen“, sagt Neveling. „Manche schaffen es, ein paar Jahre abstinent zu bleiben, aber bei vielen gibt es eben auch Rückschläge.“ Meistens würde der Alltag die Menschen wieder aus der Bahn werfen.