Erkrath: Angestellte der Stadt arbeiten in der Dienstzeit für eigene Firma

Zwei Ingenieure stehen im Verdacht, während der Arbeitszeit Geschäfte anderer Art gepflegt zu haben. Die Auswirkungen sind weitreichend.

Erkrath. Glückliche Kinder darf kein Hungergefühl plagen. Deshalb müssen bis zum 31. Dezember 2010 zwei Mensen fertig gebaut werden. Diese Frist hat die Landesregierung gesetzt. Nur dann können die beiden Gymnasien und die Realschule Hochdahl den frisch gewonnen Status, Ganztagsschulen geworden zu sein, auch ohne Provisorien umsetzen. Es wird eng, ganz eng, die zeitliche Vorgabe einzuhalten - oder, mit den Worten von Bürgermeister Arno Werner gesprochen: "Wir haben ein Kapazitätsproblem."

Das ist eine dezente Beschreibung dafür, dass sich die Zahl der Ingenieure im Hochbauamt innerhalb weniger Tage um zwei, möglicherweise sogar um drei auf zwei reduziert hat. Großprojekte wie der Bau der Mensen und Investitionen mit Geldern aus dem Konjunkturprogramm des Bundes lassen sich mit der gerupften Personalstärke nicht stemmen.

Eine Ingenieurin hat während ihrer Probezeit gekündigt, weil sie nicht mit der Chefin konnte. Das kann passieren und wäre zu verkraften gewesen. Parallel dazu wurde Werner jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass sich zwei ihrer Kollegen während der Arbeitszeit mit Dingen beschäftigten, die nicht unbedingt mit ihren Aufgaben bei der Stadtverwaltung zu tun haben.

"Es geht nicht um Korruption", sagte Werner, als er mit den Informationen der WZ konfrontiert wurde. Die Betroffenen hätten eine Firma gegründet und während der Arbeitszeit Aufträge abgearbeitet. "Es ging um das Ausstellen von Energiesausweisen."

Ein solches Verhalten "geht gegen alle Regeln", so Werner. "Die haben lustig auf eigene Rechnung gearbeitet." Außerdem sei der Nebenjob weder angezeigt noch genehmigt worden. Einem der Beschuldigten wurde sowohl fristlos als auch fristgerecht gekündigt. Er hat seinen Schreibtisch im Verwaltungsgebäude an der Schimmelbuschstraße bereits geräumt und die Trennung von seinem Arbeitgeber akzeptiert.

"Bei seinem Kollegen ist die Beweislage dünner", sagte Werner. Der sei in den Fimengeschäften nicht so aktiv gewesen - was auch immer das heißen mag. Tatsache ist, dass diesem Ingenieur die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt wurde und sich sein Anwalt mit dem der Stadt austauscht.

Sollte dieser Schriftwechsel ebenfalls in eine Kündigung münden, "haut das rein", so Werner. Nicht nur der Bau der beiden Mensen, in denen vom Schuljahr 2010/11 an täglich 800 Mittagessen ausgegeben werden sollen, ist gefährdet. Auch die fristgerechte Investition der 2,4 Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm für Hochbaumaßnahmen ist kaum möglich. "Dann müssen wir eben versuchen, über eine Zeitarbeitsfirma Ingenieure zu finden, die uns befristet bis zur Neubesetzung der Stellen unterstützen", sagte Werner.

Der jüngste Skandal in Reihen der Verwaltung hat nach Meinung des Bürgermeisters auch etwas Gutes: "Wenn Dinge aufgeklärt werden, ist nicht etwas nicht unter Kontrolle." Das Fehlverhalten der Mitarbeiter sei schließlich entdeckt worden.