Erkrath: Der Eismacher sagt „Ciao“
Abschied: 48 Jahre lang hat Benedeto Ciprian seine Eisdiele an der Bahnstraße betrieben. Jetzt hat er verkauft.
Erkrath. Manuela Ciprian kann ihre Tränen nicht zurückhalten. 22 Jahre lang hat die heute 39-Jährige mit ihren Eltern das Eiscafé Ciprian an der Bahnstraße61 betrieben. Jeden Sommer stand sie mit ihnen hinter der Theke, hat tausende von Eisportionen im Café und draußen vor der Tür serviert. Dass sie in diesen Tagen nur zu Besuch in Erkrath ist, kann sie noch gar nicht fassen. "Ich bin fix und fertig", sagt sie. Dann versagt ihr die Stimme. Tapfer verabschiedet sie sich von ihren Freunden und Stammkunden. Genau wie ihr Vater Benedeto Ciprian.
Vor 48 Jahren hat er die erste Eisdiele in Alt-Erkrath eröffnet. Jetzt ist er 72 Jahre alt und hat sein Geschäft verkauft. "Das ist traurig, aber was soll ich machen?", fragt er leise. "Ich muss ja auch dankbar sein, dass ich noch so gesund bin." Keinen Tag war er krank in all diesen Sommern. Jeden Tag - vom Frühling bis in den Herbst hinein - hat er frisches Eis produziert, um es bis in die Abendstunden zu verkaufen. Immer trug er dabei seine weiße Schürze.
"Am Anfang haben auch mein Vater, meine Schwester und mein Bruder mitgeholfen", erinnert er sich an längst vergangene Zeiten. Damals, 1962, gab es nicht viel in Erkrath. Da war seine Eisdiele etwas ganz Besonderes. Die Kugel Eis kostete zehn Pfennig, es gab sechs Sorten und zwei Eisspezialitäten (Amarena- und Fruchtbecher). Und weil in den 60er-Jahren schräg gegenüber ein Kino stand, blieb Familie Ciprian die ersten vier Jahren auch im Winter in Erkrath. "Wir waren ja noch jung", erinnert sich der Eiskonditor, der nach 54 Jahren seinen ersten Sommer in Italien verbringen wird.
Die Kunst der Eisherstellung hat er von seinem Vater gelernt. Und der hat es von seinem Großvater gelernt. Eigentlich stammt die Familie aus Val Zoldana, einem Tal in den Dolomiten, orientierte sich aber immer schon in Richtung der deutschsprachigen Länder. Benedeto Ciprians Großvater stellte Eis in Wien her, sein Vater in Potsdam. Dort ist Benedeto auch geboren. "Ich bin Preuße", sagt er, lacht und betont dann: "Nein, nein, ich bin Italiener." Dass er nach Erkrath kam, war reiner Zufall.
Seine erste Eisdiele betrieb er mit einem Cousin in Wuppertal-Cronenberg. Bei einem Spaziergang durch Erkrath sei ihm der damalige Neubau ins Auge gefallen. "Die Lage hat mir gefallen", sagt er. "Und meinem Vater auch."
Zweimal hat er sein Café in den vergangenen 48 Jahren renoviert und umgebaut. Nur die Maschinen, die er damals angeschafft hat, hat er nicht ausgetauscht. Mit teilweise neuen Ersatzteilen verrichten sie immer noch ihren Dienst und sorgen für die anhaltend gute Qualität des Ciprian-Eises. "Und die Zutaten sind natürlich auch entscheidend", sagt er und fügt hinzu: "Es gibt nicht mehr viel gutes Eis."
Er selbst isst am liebsten Haselnuss-, Vanille- und Himbeereis. "Kinder wollen immer buntes Eis", sagt er. Das habe sich in all’ den Jahren nicht geändert. Den Spaß und Liebe zu seiner Arbeit, der gute Kontakt zu den Menschen, das zeichnet den Eiskonditor aus. "Ich hatte hier nie Probleme", fügt er hinzu.
Jetzt ist Benedeto Ciprian der erste aus seiner Familie, der in den Ruhestand geht. Sein Bruder - 15 Monate jünger als er - betreibt ein Eiscafé in Süddeutschland, seine Schwester - neun Jahre jünger - eine Eisdiele in Gelsenkirchen. "Was anfängt, hat immer ein Ende", sagt er.