Erkrath: Der Jeck hat Blut geleckt
Wenn der TuS Erkrath in der Stadthalle feiert, hat der Frohsinn Hochkonjunktur.
Erkrath. Die Haut ist aschfahl, um die Augen liegen dunkle Schatten. Die Haare stehen zu Berge, eine Fledermaus sitzt auf der Schulter. Am Mundwinkel läuft ein Tropfen Blut herunter. Trotzdem: Niemand fürchtet sich vor Vampirin Susanne Reichel-Schlüter - im Gegenteil.
Bei einem kühlen Altbier wird gelacht, mitgesungen und geschunkelt, während die Band "Budberger Boys" auf der Bühne einen Karnevalsklassiker nach dem anderen zum Besten gibt. Der TuS Erkrath feierte am Samstagsabend gemeinsam mit rund 250 Clowns, Piraten, Marienkäfern und Rittern sein alljährliches Kostümfest in der Stadthalle.
"Das ist Tradition. Seit über 20 Jahren feiern wir in diesem Rahmen gemeinsam Karneval", sagt Sportwart Günter Feyerabend, der sich für diesen Anlass in ein mittelalterliches Gewand gehüllt hat. "Wir können ja nicht nur turnen, sondern müssen auch mal Spaß haben", fügt Pressewartin Renate Thiäner hinzu.
"Die meisten unserer Mitglieder sind dabei, aber auch Freunde des Vereins, Mitglieder des TSV oder auch Karnevalsgesellschaften wie die Letzten Hänger." Jutta Schmid gehört den Düssel-Piraten an - selbstverständlich trägt sie Bart, Augenklappe und Säbel.
Auch Ehemann Mathias ist als Seeräuber verkleidet. "Ich bin allerdings nicht so ein Karnevalsfreund wie meine Frau", räumt der gebürtige Bayer zu. Anders Jutta: "Ich bin begeistert vom Karneval, vor allem, wenn die richtigen Leute dabei sind. Das Verkleiden macht mir besonders viel Spaß."
Björn Hilger musste sich ebenfalls erst einmal an die närrische Zeit gewöhnen. "Ich stamme aus Norddeutschland und werde regelmäßig zum Karneval mitgezogen. Bisher finde ich es aber originell." Selbiges gilt für sein notdürftiges Kostüm: Einige leuchtend orange-gelbe Stoffreste übergeworfen, kann der Betrachter selbst entscheiden, ob er sich eher an einen römischen Feldherren oder an die heimische Gardine erinnert fühlt.
Freundin Tina Nussbaum - an diesem Abend als Spinnenfrau unterwegs - ist bereits seit Kindestagen eine Karnevalsfreundin. "Egal ob im Saal oder auf der Straße, die Leute sind netter und höflicher zueinander. Man hat gemeinsam Spaß - das liegt vielleicht auch am Alkoholgenuss", meint sie.
Auf der Bühne wechseln sich die "Budberger Boys" mit der Gymnastikgruppe von Marianne Niepenberg ab, die sich in eine fröhliche Putzkolonne verwandelt hat. Mit fantasievollen Kopfbedeckungen aus Putzlappen, Spülbürsten und Topfreinigern, in der Hand Wischmopp und Staubwedel, führen die Sportlerinnen eine Choreografie auf. Später am Abend wird Vampirin Susanne Reichel-Schlüter folgen.
Gemeinsam mit der Tanzsportabteilung des TuS - allesamt als Blutsauger verkleidet - führt sie den "Mitternachtstanz" auf - mit geheimnisvoller Musik, Nebel und eine tollen Kulisse. "Am Karneval gefällt mir einfach alles. Man kann mal abschalten und den Gedanken freien Lauf lassen", so Reichel-Schlüter.