Hochdahl: Eiscafés werden zu Raucherclubs
In Eiscafés werden Raucherclubs immer beliebter. „Anders können wir nicht überleben“, sagt Wirt Jost Remmert.
Hochdahl. Ein kurzer Ruck, und die Tür zum Café öffnet sich. Stimmengewirr und das typische Klimpern von Tassen und Löffeln sind zu hören. Dazu der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee, kalorienstrotzendem Kuchen und leckerem Erdbeereis. Genau das Richtige für einen Donnerstagmorgen.
Nicht so am Hochdahler Markt. Dort sieht das Ganze ein wenig anders aus. Stimmengewirr und Klimpern gibt es in den beiden Cafés zwar auch, aber der Geruch, der dem Gast entgegenschlägt, ist ein anderer: Statt nach Kaffeebohnen und Kuchen strömt Zigarettenqualm gleich schwadenweise nach draußen. Grund sind die Raucherclubs, die sowohl im "San Marco" als auch im "Eiscafé am Markt" eingerichtet wurden - und gestern Morgen beide rappelvoll waren.
"Das sah vor einiger Zeit noch ganz anders aus", sagt Jost Remmert vom "Eiscafé am Markt". "Ich hatte 80 Prozent meiner Gäste verloren. Die Nichtraucher kamen trotz hehrer Versprechen nicht, und die Raucher blieben sowieso weg. Wir hätten fast dicht machen können." Das war unmittelbar nach Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes im Sommer vergangenen Jahres.
Schnell stand für den 68-Jährigen - er selbst ist übrigens passionierter Nichtraucher - fest, dass etwas geschehen muss. Nur: Ein separater Raucherraum auf nur 65 Quadratmetern war nicht drin.
Die Lösung war ein von Gesetzes wegen erlaubter Raucherclub. Der Gast trägt sich in eine Mitgliedsliste ein - bei Remmert mit Namen, Anschrift und Geburtsdatum -, und schon kann dem blauen Dunst bei einer Tasse Kaffee gefrönt werden. Kontrollen vom Ordnungsamt gibt es bisher nicht.
"Wir schreiten nur bei Beschwerden ein. Außerdem ist ein Raucherclub grundsätzlich ja erlaubt", sagt der stellvertretende Leiter Carsten Döhr. "Aber auch dann gibt es erst einmal ein Anschreiben und ein Gespräch." Grundsätzlich, so Döhr, könne jeder Wirt einen Raucherclub aufmachen. "Schließlich sind das keine eingetragenen Vereine."
Jost Remmert blickt inzwischen jedenfalls zufriedener in seine geschäftliche Zukunft: Die Stammkunden - auf der Liste stehen aktuell 280 Namen - sind wieder da, darunter selbst Nichtraucher. "Fälle, dass ein Nichtraucher auf dem Absatz kehrt macht, sind mir bisher eigentlich nicht untergekommen."
Große Probleme mit dieser Lösung hat dagegen Angela Behrens - allerdings kehrte sie dem "San Marco" den Rücken. Für sie ist es "ein Unding, dass in einem Eiscafé, das sein Hauptgeschäft tagsüber macht, ein Raucherclub eingerichtet wird". Eine Altbierkneipe, in der sich abends zum Bier getroffen werde, sei ja okay. "Nicht aber ein Café, in dem ich nachmittags mit meinen Kindern ein Eis essen gehen möchte."
Am Hochdahler Markt auf den Raucher-Zug aufgesprungen ist inzwischen auch das Internet-Café "Oriental". Genauso, wie es der neue Chef des "Zum Köbes", Hilmar Cordes, tun wird.
Bislang lassen die Ordnungshüter die Wirte, die einen Raucherclub einrichtenwollen, gewähren. Zumal rechtlich nichts dagegen einzuwenden ist. "Natürlichmüssen sich die Leute an ein paar Spielregeln halten", sagt der stellvertretendeOrdnungsamtsleiter Carsten Döhr.
Dazu gehören etwa ein entsprechendesHinweisschild im Eingangsbereich und (nicht immer) eine Mitgliedsliste. "Unsreicht es auch, wenn der Wirt seinen rauchenden Kunden als Stammgast kennt."
Eingeschritten wird, wenn Beschwerden einlaufen oder festgestellt wird, dass derWirt sich an keinerlei Regeln hält. "Bisher ist bei uns erst eine einzigeBeschwerde eingegangen. Der werden wir aber jetzt nachgehen und den Wirtzunächst anschreiben."