Haan: Dem eigenen Sohn nicht geglaubt
Missbrauch: Am Donnerstag sagte die Mutter der mutmaßlichen Opfer aus.
Wuppertal/Haan. Einst waren sie Freunde, hatten gemeinsam Ausflüge unternommen und tranken Kaffee zusammen. Sie, das waren ein Paar aus Wuppertal und ihre drei Kinder sowie zwei Arbeitskollegen des Mannes aus Haan. Jahrelang gehörten diese beiden Männer so eng zur Familie, dass die Eltern keinerlei Bedenken hatten, ihre beiden jüngsten Kinder regelmäßig den Freunden anzuvertrauen.
Dass die beiden Männer sich zehn Jahre lang an dem Mädchen (zu Beginn drei) und dem Jungen (elf) vergangen hatten, erfuhren die Eltern angeblich erst durch die Polizei.
Jetzt sitzen sie sich im Wuppertaler Landgericht gegenüber: der 40 Jahre alte Angeklagte, der sich seit vergangener Woche wegen des Vorwurfs des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten muss, und die 49 Jahre alte Mutter. Der 40-Jährige wagt nicht einen einzigen Blick in ihre Richtung.
Sie bleibt nach außen hin gefasst. Zu keinem Zeitpunkt habe sie etwas bemerkt, sagt sie, betont immer wieder die Freundschaft zu den Männern und das dadurch gebotene Vertrauensverhältnis. So sehr habe sie den Arbeitskollegen ihres Mannes vertraut, dass sie ihrem Sohn nicht glaubte, als er ihr 2007 bereits gestand, dass ihre beiden Freunde ihn seit Jahren sexuell missbraucht hatten.
Wie die Lebensgefährtin des heute 22-jährigen Sohnes zuvor dem Gericht berichtet hatte, soll die Mutter damals mit dem Sohn in die Stiftung Tannenhof gefahren sein, um ihn psychologisch untersuchen zu lassen. "Solche Vorwürfe wiegen schwer - ich habe mir Sorgen gemacht", erklärte die Mutter dem Richter.
Ein Polizeibeamter sprach später davon, dass der Sohn in der polizeilichen Vernehmung erzählt hatte, dass die Eltern ihm seinerzeit Vorwürfe zum Tod des Freundes gemacht hatten. Der zweite Arbeitskollege war Alkoholiker und an den Folgen gestorben. Auch er hatte die beiden Kinder missbraucht, was auf den in seiner Wohnung beschlagnahmten Fotos zu sehen war.
Bei der Wohnungsdurchsuchung des Angeklagten hatte die Polizei im Sommer vergangenen Jahres ebenfalls zirka 200 CDs, Fotos und DVDs sicher gestellt. Neben kinderpornografischem Material fand man auch Sodomonie-Motive bei dem ehemaligen Vorstandsmitglied des Trägervereins des Solinger Vogel- und Tierparks. Im Gefrierfach lagen tote Vögel, über dem Meerschweinchen-Käfig hingen dicke Spinnweben, die ganze Wohnung sei stark verdreckt gewesen, so der Polizeibeamte.
Der Prozess wird fortgesetzt.