Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Ohne Migration wird das Brotbacken schwierig

Kreis Mettmann · Schon heute hat nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten jeder vierte Azubi im Backgewerbe einen Migrationshintergrund.

Ein Bäcker bereitet Teig vor.

Foto: NGG/Tobias Seifert

(albo) Frühmorgens, wenn die meisten Menschen noch selig schlummern, kümmern sich rund 1300 Bäcker und Bäckereiverkäufer im Kreis bereits um das Frühstück ihrer Kunden. Doch das frühe Aufstehen ist nicht das Einzige, das die Berufe im Bäckereihandwerk für viele unattraktiv macht. Geschäftsführerin Zayde Torun von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Düsseldorf-Wuppertal erklärt, dass gut die Hälfte der Beschäftigten im Backgewerbe oft Überstunden machen muss. Das ist ein Ergebnis des „Bäckerei-Monitors“, den die Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der NGG gemacht hat. Die Gewerkschaft hat dazu zum ersten Mal bundesweit rund 1400 Beschäftigte im Bäckerhandwerk und in der Brotindustrie befragt. Künftig soll es die Branchen-Analyse einmal pro Jahr geben.

Beim ersten „Bäckerei-Monitor“ haben mehr als acht von zehn Beschäftigten angegeben, dass sie oft Zeitdruck und Stress im Job erleben. Knapp die Hälfte arbeitet mit wenig Pausen. Und 84 Prozent beklagen, dass Personalmangel im eigenen Betrieb für sie zu spürbaren Belastungen führe. „Fehlender Nachwuchs ist ein entscheidender Punkt – vor allem für das Bäckerhandwerk“, sagt Zayde Torun. Insgesamt gebe es aktuell in den 78 Betrieben des Backgewerbes im Kreis Mettmann 35 Auszubildende – vom Bäcker-Azubi bis zur Auszubildenden im Fachverkauf.

Beim Bäckerei-Nachwuchs sieht die NGG Düsseldorf-Wuppertal einen Trend: Immer häufiger setzten Bäckereien in der Region auf Migranten. „Eines ist klar: Ohne junge Menschen, die als Geflüchtete oder Zuwanderer zu uns kommen, wird das Brotbacken von morgen schwierig“, so Zayde Torun. Bereits heute habe bundesweit jeder vierte Azubi im Backgewerbe einen Migrationshintergrund. Für den Nachwuchs habe die NGG zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks einen wichtigen Anreiz gesetzt: „Das Portemonnaie der Azubis in Bäckereien ist deutlich voller geworden. Zum Ausbildungsstart bekommen sie bereits 1020 Euro pro Monat. Und im dritten Ausbildungsjahr sind es sogar 1230 Euro“, so Zayde Torun.

Die NGG kündigt an, noch 2025 mit den Arbeitgebern über eine weitere Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu verhandeln – vor allem in der Brotindustrie: „Wichtig sind bessere Arbeitszeiten. Es geht darum, die Belastungen gerade bei Früh-, Spät- und Nachtschichten besser aufzufangen: Wenn auf sechs Tage Schichtarbeit drei freie Tage folgen, dann lassen sich die Jobs in der Brotindustrie dadurch enorm attraktiver machen“, sagt Torun.