Erkrath: Die Stadt guckt in die Röhre
Zurzeit wird das Kanalnetz in Alt-Erkrath mit Hilfe einer Spezialkamera überprüft. Die WZ war dabei.
Erkrath. Es ist so praktisch: Wasserhahn auf, das kühle Nass fließt und verschwindet gleich darauf im Abfluss. Auch um das Wasser, mit dem unsere Wäsche gewaschen und unsere Teller gespült werden, müssen wir uns keine Gedanken machen. Es läuft in die Kanalisation.
Wie viel Aufmerksamkeit diese braucht, hat der städtische Abwasserbetrieb der WZ vor Ort erklärt. Seit Mitte Juni lässt die Stadtverwaltung nämlich die Abwasserkanäle in Alt-Erkrath überprüfen; zehn Wochen werden die Arbeiten in Anspruch nehmen.
Mit zwei TV-Fahrzeugen, einem Spülfahrzeug und einem Schachtwagen sind die Männer unterwegs. "Der Schachtwagen ist für die vertikalen Öffnungen zuständig, das Stück zwischen Gullydeckel und Kanalrohr", erklärt Marcel Severin. Der 23-Jährige ist Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice.
"Bevor wir die Kanäle mit einer Kamera untersuchen, werden die Rohre mit dem Spülfahrzeug unter Hochdruck gründlich gereinigt." Wenn der Schacht untersucht und die Rohre sauber sind, kommt das TV-Fahrzeug zum Einsatz. TV-Kanalinspekteur Erwin Ruskowski (39) zeigt die selbstfahrende, 50 Kilogramm schwere Kamera, die an ein langes Elektroauto erinnert.
Ausgestattet mit LED-Beleuchtung, wird sie durch den Schacht hinuntergelassen und hat eine Reichweite von maximal 450 Metern. "Vom Wagen aus können wir die Kamera mit einem Joystick steuern: Sie fährt nicht nur geradeaus, sondern kann auch herumschwenken und ermöglicht so einen Rundumblick", sagt Ruskowski. "So übersehen wir nichts. Kleinste Risse, Wurzeleinwüchse, Scherbenbildung oder Ablagerungen können wir erkennen und bei Bedarf auch heranzoomen."
Nach rund 300 Metern wird die Kamera zurückgefahren, in eine Seilwinde eingehängt und nach oben geholt, bevor es zum nächsten Schacht geht. "Die durchschnittliche Tagesleistung beträgt etwa 800 Meter Kanal, je nach Schadensgröße", wissen die beiden Männer.
Die Kameraaufnahmen werden per DVD an die Stadt weitergegeben, die dann über weitere Maßnahmen entscheidet. "Eine Reparatur von Schäden ist meist von innen im sogenannten Inliner-Verfahren möglich, so dass die Straße nicht aufgerissen werden muss", sagt Diplom-Ingenieur Christian Opdenhövel vom städtischen Abwasserbetrieb.
Wichtig sei die Überprüfung, um den Hausbesitzern eine gesicherte Ableitung ihrer Abwässer zu gewährleisten. Es soll weder Abwasser ins Grundwasser gelangen, noch andersherum Grundwasser in die Kanäle eindringen. "Alle zehn Jahre muss das gesamte Kanalnetz untersucht sein - die Erkrather Kanäle sind sehr ordentlich." Ende August sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.