Mettmann Fleischer punktet mit Regionalität

Mettmann · Der Mettmanner Betrieb ist einer der letzten, die noch selber schlachten. Die Corona-Krise beschert ihm neue Kunden.

Thomas Kluke hat das Handwerk von der Pike auf gelernt und hat hohe Ansprüche an die Qualität des Fleisches.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Wer hier reinkommt, weiß sofort, was Sache ist. Von der Decke hängen zwei Rinderhälften, bereit zum Zerlegen. Im Hintergrund sind zwei Mitarbeiter damit beschäftigt, grobe Bratwurst in Därme zu füllen. Routine bei der Fleischerei Thomas Kluke in Mettmann: Hier ist jeden Montag Schlachttag.

Ein Stier und 15 Schweine werden montags ab 6 Uhr zur Homberger Straße gebracht und verarbeitet. „Das ist für uns eine Wochenration“, erläutert Inhaber Thomas Kluke. Rund zwei Tonnen Fleisch und Wurst verkauft er wöchentlich an seine Kunden, die nicht nur aus Mettmann kommen, sondern auch aus Erkrath, Ratingen, Heiligenhaus, Hilden, Wuppertal und Velbert. Denn Kluke führt nach einigen Angaben einen der letzten drei Betriebe im Kreis Mettmann, die noch selber schlachten und zerlegen.

Das Vieh dafür holt er selbst ausschließlich bei regionalen Landwirten ab, die in Erkrath, Velbert, Wuppertal und Wesel ihren Sitz haben. Kluke achtet darauf, dass diese Landwirte selbst züchten und auch mästen. Das heißt, die Herkunft der Tiere ist unstrittig. „Die verlassen zum ersten Mal den Hof, wenn ich sie mitnehme“, betont der Metzgermeister.

Die Corona-Krise hat Kluke nicht geschadet, sondern genutzt. Schon im März strukturierte er die Arbeitsabläufe in seiner Wurstküche und dem Laden so um, dass sie allen Abstands- und Hygieneregeln genügen. Zwölf Mitarbeiter zählt sein Betrieb, den er in dritter Generation führt, davon sieben im Verkauf. Er selbst und sein Sohn und Nachfolger Lutz (26) gehören als Fleischermeister genauso zur Belegschaft wie Ehefrau Rita im Verkauf, und von den drei Angestellten, darunter ein Azubi, „hat jeder seinen eigenen Raum“. Kluke wirkt gelassen: Hier gibt es für Arbeit noch genügend Zeit. Es herrscht Ruhe. „Das überträgt sich auch auf die Tiere.“

Kluke spricht bei Großbetrieben von „reiner Fließbandarbeit“

Dass in Gütersloh nun ein Corona-Hotspot durch einen Fleischerei-Großbetrieb entstanden ist, sieht Kluke als natürliche Folge der Arbeitsbedingungen dort. „Das ist reine Fließbandarbeit. Ich würde mich in so einen Betrieb nie reinstellen. Das ist nicht das, was ich gelernt habe und wofür ich stehe.“ Gleichwohl seien die Bedingungen auch eine Reaktion auf den zunehmenden Marktdruck: Der Wunsch nach preiswertem Fleisch zwinge die Unternehmen dazu, immer weiter zu wachsen. Die Konzentration nehme zu – das gelte sowohl für die Landwirtschaft, als auch für die Lebensmittel verarbeitenden Betriebe. Die Arbeitsbedingungen in den Zerlegebetrieben hingegen seien auch auf den Wunsch der ausländischen Mitarbeiter zurückzuführen, möglichst jeden verdienten Euro in die Heimat zu schicken, gibt Kluke zu bedenken: „Die wollen hier kein Geld ausgeben. Das, was diesen Markt fördert, das hat der Herr Tönnies nicht erfunden.“ Doch der 52-Jährige sieht sich angesichts dieser Strukturen auch darin bestätigt, dass es richtig war, vor Jahren schon auf regionale Partnerschaften zu setzen. Mit 16 Jahren hat er seine Fleischerlehre begonnen und arbeitet seither ununterbrochen in diesem Beruf. „Damals bin ich mit meinem Vater sonntags herumgefahren, und wir haben die Tiere zum Schlachten ausgesucht. Aber all die Bauernhöfe von damals gibt es heute nicht mehr.“ Nun also nimmt er weitere Wege in Kauf, um Schlachtvieh in der gewünschten Qualität zu erhalten. Das hat seinen Preis: Der Metzgermeister schätzt, dass sein Fleisch und seine Wurstwaren um rund ein Viertel teurer sind als die im Supermarkt. Dennoch verzeichne er seit Beginn der Corona-Krise „mehr Zulauf“ an Kunden.

Er und sein Sohn Lutz überlegen nun, den Betrieb zu vergrößern – maßvoll. Das Ziel: „Dann könnten wir vier Rinder und 30 Schweine schlachten. Dann könnte ich sagen, Mettmann krieg’ ich schon mal satt“, bemerkt Kluke schmunzelnd.