„Gott ist kein Zigarettenautomat“
Der Metzkausener Matthias Gerhards hat seinen ersten Roman veröffentlicht.
Metzkausen. Es ist einer dieser Buchtitel, mit denen man erst einmal nichts anfangen kann: Gott ist kein Zigarettenautomat. „Das war ein Spruch meines Religionslehrers“, sagt der Autor Matthias Gerhards (45). „Der hat immer gesagt, Gott ist kein Zigarettenautomat, in den man Gebete werfen kann und dafür was kriegt.“ In seinem Romandebüt erzählt er die Geschichte des 14 Jahre alten Thomas Sieben — und seine eigene Geschichte.
Matthias Gerhards wuchs wie sein Romanheld in der Provinz auf. Dort, so sagt er, spielen sich die großen Dinge im Kleinen ab. Sein Buch sei eines über die Provinz, aber nicht provinziell.
Der Knaus-Verlag feiert den Autoren aus Metzkausen als „die Entdeckung eines außergewöhnlichen Erzähltalents, dem es gelingt, unbarmherzig das Elend zu benennen und doch komisch davon zu erzählen. Ein Roman, der amüsiert, bis dem Leser die Tränen kommen.“
Gerhards erzählt die Geschichte des Hauptschülers Thomas Sieben, der mit seiner trinksüchtigen Mutter und seinen Geschwistern in einem Dorf im rheinischen Braunkohlerevier lebt, das dem Tagebau weichen muss. Einen Vater gibt es nicht.
Eines Tages treibt der ältere Bruder tot im Bach. Die Polizei ermittelt nur halbherzig, so dass der 14-Jährige beschließt, den Mord selbst aufzuklären. „Es ist ein literarischer Roman mit einer Kriminalhandlung, aber kein Krimi“, sagt Gerhards. Der Fall wird am Ende der 352 Seiten natürlich aufgeklärt.
In einer katholischen Leihbücherei entfachte Grimmelshausens „Simplicissimus“ die Leidenschaft Gerhards’ für die Literatur. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich dann in der Hauptschule saß, mit der Verzweiflung des Heranwachsenden, und so einen Gedanken hatte, dass Bildung und Literatur ein Ausweg aus der Misere meiner Jugend sein könnten.“
Nach der Hauptschule machte er sein Abitur und studierte Germanistik und Philosophie. Während des Studiums begann er, Computerprogramme zu schreiben. Mit zwei Kommilitonen gründete er eine IT-Firma, die keine Zeit fürs Studium und Schreiben ließ.
Doch Jahre später, die IT-Firma war pleite und Gerhards nach drei Jahren im Ausland zurückkehrt, beschloss er zu schreiben.
Doch die Manuskripte verschwanden in der Schreibtischschublade. „Da gehörten sie hin. Das war nicht das Richtige“, sagt er. Vor vier Jahren tippte er die ersten Worte von „Gott ist kein Zigarettenautomat“. Nun arbeitet er am Fortsetzungsroman.