Haan: „Ich bin keine Aufpasserin“
Streetworkerin Antje Bemm ist seit einem Jahr im Einsatz und kann erste Erfolge verbuchen.
Haan. Gibt es in Haan einen Generationenkonflikt? Antje Bemm, die seit dem 1. November 2008 als Streetworkerin der Stadt im Einsatz ist, empfindet das zumindest so.
Vor allem ältere Bürger hätten oft Probleme mit Jugendlichen, würden diesen aggressiv und beleidigend begegnen. Das habe sie zum Beispiel in Hagen, wo sie auch gearbeitet hat, so nicht erlebt.
Im Jugendhilfeausschuss am Dienstag legte die 41-jährige Diplom-Sozialpädagogin einen Sachstandsbericht zur aufsuchenden Jugendarbeit vor. Dessen Mitglieder teilten die Ansicht der Streetworkerin nicht, dass es in der Stadt ein demographisches Problem gibt, waren sich aber einig, dass das Miteinander und die Begegnung zwischen Jüngeren und Älteren gefördert werden müssen. Ausschussvorsitzender Jochen Sack: "In Kleinstädten lässt sich die Problematik der Generationenbegegnung eben genauer beobachten."
Denn Antje Bemm wurde immer wieder angesprochen, mit der Bitte, die Jugendlichen in der Stadt zu kontrollieren und zur Ordnung zu bringen. "Ich bin eine rein pädagogische Fachkraft und kein verlängerter Arm der Polizei", sagte sie. "Ich habe auch nicht für alles eine Lösung." Sie könne pädagogische Maßnahmen anbieten, aber niemanden zwingen, mit ihr zu reden.
"Ich habe hier vollkommen neu angefangen, kannte weder die Stadt noch die Jugendlichen", sagte sie. "Ich musste mir erst eine Basis aufbauen." Zwischen April und September sei sie in der Stadt unterwegs gewesen, habe mit Jugendlichen und Anwohnern in Parks und auf öffentlichen Plätzen Kontakt aufgenommen. Bei schlechtem Wetter habe sie die Jugendlichen in Kneipen, Spielhallen, Restaurants getroffen.
"Ich bin mit den ersten Ergebnissen meiner Arbeit zufrieden", sagte sie. Sie habe eine Entspannung in der Marktpassage zwischen den Geschäftsleuten und den Jugendlichen erreicht, sei bei den Jugendlichen akzeptiert und habe sich deren Vertrauen erarbeitet. In konkreten Einzelfällen konnte sie helfen und hat Cliquen davon überzeugt, sich im Jugendhaus zu treffen. Sie hat Lobbyarbeit betrieben und für die aufsuchende Jugendarbeit in verschieden Gremien geworben.
"Die Öffentlichkeit verlangt weiterhin ordnungsbehördliche Maßnahmen", formuliert sie eine Schwierigkeit ihrer Arbeit. "Ich soll auf die Jugendlichen aufpassen." Hinzu kämen eine Zurückhaltung bei ihren Ansprechpartnern und fehlende Ressourcen bei ihren Kooperationspartnern, zum Beispiel in der Sucht- und Drogenprophylaxe. Und: "Ich habe kein Budget", sagt sie.
Deshalb gehört eine finanzielle Unterstützung ihrer Arbeit durch die Stadt zu einem der Ziele, die sie für dieses Jahr formuliert. Ferner will sie die Lobbyarbeit verstärken, Mediation in Konfliktsituationen anbieten, Netzwerke aufbauen und "auf jeden Fall" eine eigene Homepage auf den Weg bringen. Antje Bemm: "Damit mich die Jugendlichen nicht nur auf der Straße erreichen könne, sondern eben auch online."