Haan: Ohne Essen stockt die Bildung
Schulpolitik: Weil das Geld für den Bau von Mensen fehlt, ist der Ganztagsunterricht akut gefährdet.
Haan. Geht es um den geplanten Bau einer Mensa am Schulzentrum Walder Straße, wird Kämmerin Dagmar Formella, die als Beigeordnete auch für die Bereiche Jugend, Schule und Soziales zuständig ist, drastisch: "Wir brauchen den Mensabereich zum Schuljahr 2011/2012. Wenn dieser nicht zu finanzieren ist, muss der Ganztag an der Hauptschule zum Diek wieder eingestellt werden", sagte sie in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses.
Das mögliche Ende des Ganztagsbetriebs an der Hauptschule ist durchaus realistisch, wie Ulrich Hamacher, Sprecher der Bezirksregierung Düsseldorf, auf WZ-Nachfrage bestätigt. "Für den Schulbetrieb ist der Schulträger zuständig, für Personal und Unterrichtsinhalte das Land", erläutert er. "Wir sind wechselseitig aufeinander angewiesen." Könne die Stadt als Schulträger ein für den Ganztagsbetrieb erforderliches Gebäude nicht zur Verfügung stellen, seien dadurch Schulbetrieb und Unterricht nicht mehr gewährleistet, "ist das Ende des Ganztags durchaus realistisch".
Rund 5,5 Millionen Euro kostet das Projekt, das neben dem Mensabau auch die Herrichtung naturwissenschaftlicher Räume und Brandschutzmaßnahmen beinhaltet. "Aber dafür fehlen uns 623000 Euro im Planungszeitraum bis 2013", sagte Formella.
Für die Leiter der Hauptschule zum Diek und der Emil-Barth-Realschule steht die Notwendigkeit des Neubaus außer Frage. Schließlich wurden für die Einrichtung des jetzigen Speiseraums lediglich zwei Klassenräume umgebaut, die 72 Schülern und Lehrern Platz bieten. "Wir essen in zweieinhalb Schichten", erläutert Markus Helf, Direktor der Hauptschule. "Erst kommen wir, dann die Realschüler und dann die Hauptschüler, die nicht im Ganztag sind, aber am Nachmittag Unterricht haben."
Und Reinhold Mertens, Direktor der Realschule ergänzt: "Aber nur wer Essen bestellt hat, erhält Zutritt zu dem Speisesaal." Schüler, die sich zum Beispiel Butterbrote mitgebracht haben, müssen aus Platznot in den Klassen oder draußen essen. "Wir verfügen über gar keine Aufenthaltsräume", sagt Mertens. "Die Kicker-Tische für unsere Übermittagsbetreuung stehen im Kartenraum, die sechs am Instrumentenkarussell der Musikschule teilnehmenden Gruppen musizieren teilweise in Abstellräumen", sagt Mertens und seufzt. "Aber auch das ist Schule."
Während nach den Sommerferien an der Hauptschule zum Diek der dritte Jahrgang in den Ganztag geht und damit weiteren Schülern ein tägliches Mittagessen angeboten wird, treibt Mertens noch ein weiteres Problem um. "2011 endet der Beschluss unserer Schulkonferenz, die Mittagspause auf 25 bis 30 Minuten zu begrenzen", sagt er. Dann kommen alle Schüler, die sieben Stunden Unterricht am Tag haben, in den Genuss einer einstündigen Mittagspause. Mertens: "Dann habe ich hier 200 bis 300 Schüler, wo soll ich mit denen hin?"