Jeder Baum hat seinen eigenen Steckbrief
Das Mettmanner Grünflächenamt kontrolliert regelmäßig Wachstum und Gesundheit.
Mettmann. Moment mal, was ist denn da los? Bäume, deren Spitzen in den Himmel wachsen wie Blitzableiter? Eine Laune der Natur? Fragen über Fragen, die einem auf dem Weg zum Friedhof an der Lindenheide in den Sinn kommen. Denn dort stehen sie, die Linden, die auf eine kuriose Weise ausschlagen. In Reih und Glied, eine nach der anderen — und alle haben es offenbar eilig auf dem Weg nach ganz oben. Auf der Suche nach Antworten landet man schnell bei Ferdinand Ortmann. Der Leiter des städtischen Grünflächenamtes hat die Stadtbäume bestens im Blick und weiß auch gleich, wovon die Rede ist. „Dort wurde der Leittrieb freigestellt. Das wird man bald nicht mehr sehen“, erklärt er eine baumpflegerische Maßnahme.
Die war offenbar nötig geworden, weil die damals noch jungen Bäumchen in ihrer Wachstumsphase eher antiautoritär gehegt und gepflegt wurden. Sie durften also machen, was sie wollten — mit dem Ergebnis, dass sie nun mit sorgsamer Hand „erzogen“ werden müssen. Das wiederum sollte eigentlich nicht passieren. Und vermutlich wird es das auch nicht. Denn seit kurzem melden sich die Stadtbäume selbst, um vom städtischen Baumkontrolleur besucht zu werden. „Wir haben alle Bäume in einem Computerprogramm erfasst“, berichtet Ferdinand Ortmann davon, wie sich die Zeiten im Grünflächenamt geändert haben.
Ferdinand Ortmann, Grünflächenamt
Wurde dort noch vor drei Jahren alles auf Karteikarten und in Aktenordnern verwaltet, so gibt es dafür mittlerweile eine technische Lösung. Damals wurde jeder der insgesamt 12 000 städtischen Bäume erfasst. Dazu kommen 3000 Bäume auf Pachtflächen, deren Pflege die Stadt übernommen hat. „Altbäume werden teilweise im Halbjahresrhythmus kontrolliert“, weiß Ortmann, der externe Firmen mit den Pflegemaßnahmen beauftragt. Dazu gehört der Formschnitt ebenso wie das Freischneiden des Stammfußes oder die Kronenpflege. Immer wieder muss auch Efeu entfernt werden. Und wenn der Baum krank ist und gar nichts mehr hilft, wird natürlich auch gefällt. Geht es dabei um alte Baumkameraden, ist der Aufschrei oft groß.
Als aufmerksamer Beobachter lässt Ferdinand Ortmann jedoch keinen Zweifel daran, dass zuvor alles versucht wird, um den Baum zu erhalten. Unverhofft kommt eine solche Maßnahme ohnehin selten, seit es für jeden Stadtbaum einen Steckbrief gibt. Muss mal wieder nach Totholz geschaut werden oder ist eine Kronensicherung vonnöten, wird das dort vermerkt.
Und irgendwann melden sich dann auch mal wieder die Linden von der Lindenheide zur Baumkontrolle an. „Wir machen zwischen 5000 und 6000 Baumkontrollen im Jahr“, gibt Ferdinand Ortmann einen Einblick in das Prozedere. Das wiederum reicht von der Sichtkontrolle bis hin zur Suche nach Faulstellen mit dem Gummihammer. Momentan ein großes Thema bei der Baumpflege: Das Eschentriebsterben. „Die Fachwelt weiß noch nicht, wie sie damit umgehen soll“, so Ortmann. Beim Mettmanner Grünflächenamt sei man sich hingegen einig: „Wir wollen die Bäume unbedingt erhalten und schneiden die abgestorbenen Triebe raus.“