Auf „Neuen Wegen“ im Kreis Mettmann Straffällige Jugendliche schuften im Stadtwald

Kreis Mettmann · 2007 hatten Jugendgerichtshelfer eine gute Idee – die bis heute wirkt, wie das aktuelle Projekt zeigt.

Waren mit den Jugendlichen zusammen im Stadtwald: die Jugendgerichtshelfer Jan Hufendiek (l.) und Manfred Cserni.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(dne) Montagfrüh war noch völlig unklar, was auf sie zukommt. Um 7.20 Uhr saßen sie im Bus nach Mettmann und schauten sich an. „Wo fährst denn Du so früh hin?“ „Sozialstunden leisten.“ „Ich auch.“ Schon waren die beiden mit ihrer Ungewissheit nicht mehr alleine. Nach viereinhalb Tagen Arbeit auf der Minigolf-Anlage am Stadtwald zogen die 16-Jährigen am Freitagmittag diese Bilanz: „Auch wenn es in der Woche oft geregnet hat, war es gut, hier draußen zu arbeiten. Und wir haben was gelernt.“ Sie haben sauber gemacht und Pflaster verlegt, einen Zaun erst von alter Farbe befreit und dann neu gestrichen. Und schließlich Totholz-Stämme als Insektenhotels an dem Zaun befestigt.

Sieben von vierzehn Jugendlichen nahmen nicht teil

14 Jugendliche waren für dieses Frühjahrsprojekt des Vereins „Neue Wege“ vorgesehen. Keine Freiwilligen, sondern Jugendliche, die sich etwas haben zu Schulden kommen lassen. Körperverletzung oder Diebstahl, zum Beispiel. Zum Sozialdienst im Mettmanner Stadtwald waren sie von einem Gericht oder von der Staatsanwaltschaft geschickt worden. 30 Sozialstunden waren zu leisten, Erfahrungen gab es gratis dazu. Das überzeugt nicht jeden Jugendlichen. Sieben von vierzehn kamen am Montag tatsächlich, die übrigen fanden Entschuldigungen.

„Bei unseren Arbeitsprojekten bekommen die Teilnehmer einen Einblick in die Ausbildungs- und Arbeitswelt“, sagt Manfred Cserni, Jugendgerichtshelfer aus Mettmann. Mögen die Regeln auch anfangs noch so fremd und unbeliebt sein – Handys zum Beispiel dürfen nur in den Pausen genutzt werden – so entsteht doch ein Team. Am Ende sind sie ein bisschen stolz auf das, was sie in dieser Woche geschafft haben.

Genau dieser Effekt war mit den „neuen Wegen“ gemeint, nach denen sich der Verein benannt hat. Der Verein „Neue Wege e.V.“ ist eine interkommunale, sich stetig weiter entwickelnde Einrichtung der Städte Mettmann, Haan, Wülfrath, Heiligenhaus und Erkrath.

Mit den Arbeitsprojekten hat alles begonnen. Hinzugekommen sind Graffitiprojekte und ein Opferfonds, aus dem Betroffene in Jugendstrafverfahren schnell und unbürokratisch entschädigt werden sollen.

Während die aktuelle Gruppe eine Woche im Mettmanner Stadtwald arbeitete, wurde auch diskutiert. Über die Cannabis-Freigabe beispielsweise. Jugendgerichtshelfer Jan Hufendiek findet diesen Schritt richtig – für Kiffende, die älter sind als 18 Jahre. Sein Mettmanner Kollege Manfred Cserni hält davon nichts: „Das wird zulasten der Jugendlichen gehen.“ Schon jetzt bemerke er eine wachsende Zahl von Psychosen bei Heranwachsenden, weil Cannabis bei ihnen Hirnstrukturen dauerhaft verändert.