Mettmann Kulturvilla erhält den Heimatpreis
Mettmann. · Die Stadt Mettmann vergibt kommendes Jahr den ersten mit 5000 Euro dotierten Heimatpreis an die Kulturvilla.
Die Stadt Mettmann lobt jetzt zum ersten Mal den Heimatpreis aus. Der Impuls dazu kam von der Landesregierung, die auch die Preisgelder zur Verfügung stellt. Aufgabe der Kommunen war es, sich Gedanken zu machen, welcher Verein, welche Gruppe oder Institution in ihrer Stadt diesen Heimatpreis verdient. Der Rat hat jetzt die Entscheidung getroffen: Den ersten Heimatpreis der Stadt Mettmann erhält die Kulturvilla.
Der Rat folgte damit einem Vorschlag der CDU, die in den Verantwortlichen der Kulturvilla, Constanze Backes und Bodo Herlyn, „verdiente Preisträger“ sieht. „Die Kulturvilla hat sich in außerordentlichem Maße um die kulturellen Belange der Stadt verdient gemacht. Sie dient wie vielleicht kein anderer Ort der Attraktivitätssteigerung der Stadt Mettmann und sorgt für die Förderung der Gemeinschaft der Stadt Mettmann. Die Belebung des historischen Gebäudes und das ausgesprochen vielfältige und anspruchsvolle Kulturprogramm sorgen für eine Förderung der Mettmanner Gemeinschaft in einer Art und Weise, die jedes Mal aufs Neue erfreut.“ Doch wer steckt eigentlich hinter dieser offenbar so erfolgreichen und beliebten Einrichtung?
Das Gebäude wurde im Jahr 1878 als Vereinshaus errichtet
Im August 2015 haben die Mettmanner Sängerin Constanze Backes und ihr Partner Bodo Herlyn das denkmalgeschützte Gebäude an der Beckershoffstraße gekauft, das 1878 als Vereinshaus für die Gesellschaft Verein zu Mettmann (GVM) erbaut wurde, und nun Kulturvilla heißt. Im September 2016 wurde der Verein Kulturvilla Mettmann gegründet, dem mittlerweile rund 170 Mitglieder angehören. Seitdem richtet der Verein jeden Monat zwei Konzerte aus. „Meistens an einem Sonntag treten die gleichen Künstler einmal für Erwachsene und einmal für Kinder auf“, erklärt Bodo Herlyn. Künstler aus dem Bereich Musik, Gesang, Tanz, Theater und Kabarett bereichern so das kulturelle Leben der Stadt.
Um die Konzerte auf die Beine zu stellen, gibt es ein engagiertes Kulturteam, das die Veranstaltungen vorbereitet und durchführt. „Das Team ist wirklich sehr engagiert, beim Sommerfest wurde gegrillt, gebacken und serviert. Es ist nicht schwer, Helfer zu finden“, erzählt Hanna Eisenbart, die ebenfalls dazu gehört, begeistert. „Ich selbst habe auch schon mit dem Auto Flyer in der Stadt verteilt. Es ist eine ganz großartige Geschichte, an der viele mitwirken – etwa Klaus Bartel von der Oberstadtinitiative, Kantor Matthias Röttger oder auch die Ticketzentrale Adelhöfer. Die Kulturszene in der Stadt ist noch mehr zusammen gewachsen.“
Als Dank soll das Team der Kulturvilla nun laut Ratsbeschluss den mit 5000 Euro dotierten „Heimatpreis“ erhalten, der 2020 erstmals NRW-weit verliehen wird. „Wir haben davon aus der Zeitung erfahren. Bevor es offiziell ist, lassen wir lieber noch keine Sektkorken knallen“, ist Bodo Herlyn vorsichtig. „Aber wir freuen uns natürlich sehr darüber“, ergänzt Constanze Backes, die zusammen mit ihrem Partner und Dorothee Meinhardt den Vorstand des Vereins bildet. Zusammen mit einem siebenköpfigen Beirat wird geplant, welche Künstler eingeladen werden.
Das Ambiente des Theatersaales und des Kaminfoyers mit Parkett, Stuck und festlichen Kronleuchtern sei ein ganz besonderes und sehr stilvoll, meint Backes, die sich aber auch noch gut an die Anfänge der Kulturvilla erinnert: Nach 20 Jahren Abwesenheit war sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt und lebte mit ihrer Familie zunächst am Markt. „Nachdem Bauunternehmer Paeschke das Haus von der GVM gekauft hatte, wurde es 2013 unter Denkmalschutz gestellt und seine Zukunft war zunächst ungewiss.“ Relativ spontan hätten sie und ihr Partner dann entschieden, es zu kaufen. „Wir suchten eine neue Bleibe – aber noch nicht mit dem Ziel, eine Kulturvilla daraus zu machen. Das Haus hat das einfach mit uns gemacht“, erzählt sie lächelnd. „Der Saal mit der Bühne und die Bar – es hat sich einfach angeboten. Und die Ideen kommen jetzt von den Menschen, die in das Haus strömen.“
Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten und einem Weihnachtsfest zwischen Umzugskisten im Dezember 2015 ging es damals schnell los: „Die GVM hat im Januar ihr Winterfest hier veranstaltet, wir haben einfach die Kisten beiseite geschoben.“ Die Feuertaufe habe die Kulturvilla aber schon vorher bestanden: „Das Neandermahl fiel ins Wasser und ich habe angeboten, bei uns im Saal weiter zu feiern. Wir waren noch nicht eingezogen, aber den Schlüssel hatte ich schon. Alle waren begeistert.“
Die Räumlichkeiten werden
auch für Tagungen vermietet
Vermietet werden die Räumlichkeiten der Kulturvilla auch für private Feiern wie Geburtstage und Hochzeiten, aber auch für Tagungen. „Es ist immer wieder schön, verschiedenen – auch politischen – Veranstaltungen einen Raum zu geben und mit dabei zu sein“, betont Herlyn. „Sogar die Mettmanner Fridays for Future-Bewegung hat sich zuerst hier getroffen.“ Er selbst sei oft begeistert von Konzerten, zu denen es für ihn vorher keine Berührungspunkte gab.
Dass es anderen Menschen auch so geht, wünscht sich Constanze Backes. „Man sollte es einfach mal ausprobieren, wir haben für jeden etwas dabei.“ Für sie und Bodo Herlyn, der seinen Job als Geschäftsführer einer Software-Firma für das Projekt aufgegeben hat, ging das Konzept bisher auf. Das Heimatpreis-Geld soll in eine noch professionellere Lichttechnik auf der Bühne investiert werden.