Leere in der Oberstadt
Ohne neue Ideen und konkrete Pläne ist das schöne Viertel in Gefahr, zu veröden.
Mettmann. „Wir dürfen die Oberstadt nicht links liegen lassen“, sagt Ute Stöcker, Fraktionsvorsitzende der CDU. Während Am Königshof die neue Einkaufswelt der Stadt gebaut wird, siecht das schönste Quartier Mettmanns, die historische Oberstadt, vor sich hin. Rund um die Lambertuskirche und den angrenzenden Straßen ist es tagsüber wie ausgestorben, fast menschenleer. Einige Geschäfte haben deshalb bereits aufgegeben, andere werden folgen.
Nach 112 Jahren wird das Geschäft Bergemann vom Markt in die Freiheitstraße ziehen, weil in der Oberstadt kein Cent mehr zu verdienen ist. „Die Entscheidung ist unheimlich schwergefallen“, sagt Inhaber Christoph Schulze, „aber es geht ums Überleben.“ Der Perlenladen an der Oberstraße, das Modegeschäft „Freyfrau“ neben dem Kino und der Kiosk seien die nächsten Läden, die dichtmachen werden, sagt Schulze, der nach dem Fortzug des Samstagsmarktes auf den Jubiläumsplatz spürbare Umsatzrückgänge registriert hat.
„Seit Jahren haben wir Geschäftsleute gefordert, dass etwas am Pflaster gemacht werden muss. Jetzt soll es passieren, viel zu spät“, winkt der Geschäftsmann ab. Das holprige Kopfsteinpflaster schrecke vor allem ältere Menschen ab, in die Oberstadt zu kommen.
Ideen, Vorstellungen und konkrete Pläne fürs Überleben der Oberstadt gibt es bislang noch nicht — nur Lippenbekenntnisse der Politik, das schöne Viertel nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Doch ohne ein tragfähiges Konzept wird die Oberstadt in Schönheit sterben — vielleicht noch ein Anziehungspunkt für den ein oder anderen Touristen sein, aber nicht mehr für die Mettmanner.
Über alle Parteigrenzen hinweg sind sich die Lokalpolitiker zwar einig, dass das Viertel belebt werden muss. Aber wie? Die Politik setzt auf das neue Innenstadtkonzept, das momentan in Arbeit ist und zu dem auch die Bürger ihre Ideen und Vorschläge einbringen sollen. „Aber tatsächlich haben doch zurzeit alle nur noch das Einkaufszentrum im Blick, der Rest wird ausgeblendet“, meint Schulze.
Die CDU fordert nicht nur, dass die Zugänge zum Markt neu gestaltet und gesäubert werden, sondern auch, dass das Kopfsteinpflaster an den Seiten von Mittel- und Oberstraße aufgenommen und durch begehbares Pflaster ausgetauscht wird.
„Das hatten wir mal vorgeschlagen“, sagt Uwe Lück, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros am Markt. Doch nicht die Seiten, sondern das grobe Pflaster der Fahrbahn sollte durch einen begehbaren Belag ersetzt werden, sagt er. So könnte mit dem neuen Zugang von der Straße am Königshof zum Lavalplatz ein schöner Anschluss an die Mittelstraße und damit in die Oberstadt geschaffen werden, meint Lück. Das Pflaster könne die Stadt doch verkaufen.
Damit die gepflegten Häuser in der Oberstadt auch künftig das Erscheinungsbild prägten, seien viele Eigentümer auch auf die Geschäftsmieten angewiesen, gibt Lück zu bedenken. Ab dem kommenden Jahr wird die Stadt wieder Hauseigentümer finanziell unterstützen, die ihre Hausfassade renovieren oder neu streichen lassen wollen. Dafür sollen 60 000 Euro (40 000 von der Stadt und 20 000 Euro vom Land) zur Verfügung gestellt werden.