Treffen mit dem „Steinzeit-Clooney“
Seit Freitag können Besucher des Neanderthal Museums in Mettmann eine neue Rekonstruktion des Ur-Menschen sehen.
Kreis Mettmann. Wahrlich elegant sieht der Herr in seinem dunkelgrauen Anzug mit hellgrauem Hemd und glänzenden schwarzen Lederschuhen aus. Die Hände wirken frisch manikürt. Und doch gibt es einen Makel: Die wulstigen Augenbrauen passen so gar nicht zu dem smarten Antlitz. Auch nicht das Steinmesser in seiner Hand. Damit unterscheidet er sich dann doch vom modernen Menschen: „Mr. 4%“ hat eben viel vom Neandertaler. Zu sehen ist der Steinzeitmensch im schicken Anzug seit Freitag im Neanderthal Museum in Mettmann.
Es handelt sich um eine Rekonstruktion des Neandertalers aus Silikon und Echthaar — aber eben im modernen Gewand. Auf die Idee ist das Museumsteam gekommen, nachdem es 2010 Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts in Leipzig gelungen war, die DNA des Neandertalers zu analysieren. Ihr Ergebnis: Alle Menschen tragen vier Prozent Neandertaler-DNA in sich.
Bis zu der sensationellen Entdeckung galt, dass der Neandertaler zwar eine Zeit lang erfolgreich in Europa und dem westlichen Asien unterwegs war, dann aber von einer pfiffigeren Menschenart aus Afrika verdrängt wurde und ausstarb. Doch so war’s nicht: Die Neandertaler und die frühen modernen Menschen („Homo sapiens“) sind sich vielmehr ganz nahe gekommen, zeugten Kinder und haben so Spuren in unserer DNA hinterlassen.
„Mit ,Mr. 4%’ haben wir uns zu unserem 75. Geburtstag selbst ein Geschenk gemacht“, sagte Museumsdirektor Professor Gerd-Christian Weniger am Freitag, als er „Mr. 4%“ im Vorfeld der Jubiläumsfeier zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte. Und der Museumschef nennt ihn wegen seines schicken Aussehens auch „Steinzeit-Clooney“, der die Besucher nun beim Streifzug durchs Museum von einer Mauer aus begrüßen wird — mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen. Erschaffen wurde „Mr. 4%“ von den niederländischen Künstlern Adrie und Alfons Kennis. Sie hatten vor Jahren schon die Rekonstruktion modelliert, die im Eingang des Museums steht.