Wolfgang Niedecken: „Es gibt keinen Grund zur Sorge“
Am Sonntag kehrt Wolfgang Niedecken nach seinem Schlaganfall auf die Bühne seiner Heimatstadt Köln zurück.
Herr Niedecken, wie waren die ersten Auftritte der Tour?
Wolfgang Niedecken: Eigentlich waren die ersten Auftritte mehr als Probe vor Publikum gedacht, um die Setlist (Abfolge der Lieder, Anmerkung der Redaktion) auf Ideallinie zu bekommen. Aber das Medieninteresse war enorm. Dass jetzt alle auf der Matte stehen, ist natürlich meinem Schlaganfall geschuldet. Trotzdem war die Probe sehr ordentlich, wir sind bei der Setlist auf einem guten Weg. In Köln werden wir das Ergebnis präsentieren.
Wie haben Sie auf das große Interesse der Menschen nach Ihrem Schlaganfall reagiert? Hat Sie das gestört?
Niedecken: Nein, mich hat es berührt, dass sich so viele Menschen ernsthaft Sorgen um mich gemacht haben. Das wurde in den Briefen, SMS und Mails deutlich. Auch wenn ich in Köln unterwegs bin, gibt es viele Menschen, die zu mir kommen und sagen, dass sie sich freuen, dass es mir wieder gut geht. Das geht mir nahe und hat auch bei der Heilung geholfen.
Was für ein Gefühl haben Sie vor der Tour?
Niedecken: Bei den ersten Auftritten wollten sich alle Bandkollegen, Freunde und auch meine Frau davon überzeugen, dass alles gut geht. Aber man muss sich keine Sorgen um mich machen. Ich bin konditionell fit und habe den Blutdruck eines Sportlers. Ich hatte ja auch ein halbes Jahr Urlaub gehabt. Außerdem trinke ich keinen Alkohol, rauche nicht und ernähre mich seit Ewigkeiten vegetarisch. Ich bin topfit, habe nicht vor, an Keith Richards auf der Überholspur vorbeizuziehen (lacht).
Leben Sie nach dem Schlaganfall bewusster?
Niedecken: Ich lebe schon immer sehr bewusst. Ich bin vierfacher Vater, da hat man Verantwortung. Außerdem habe ich einen wunderschönen Beruf. Ich bin dankbar, wie mein Leben verlaufen ist und fühle eine gewisse Demut. Aber ich bin mir im klaren, dass es eine Zeit vor und nach dem Schlaganfall gibt.
Wie besorgt ist Ihre Familie?
Niedecken: Jetzt gibt es keinen Grund zur Sorge mehr. Das war eher der Fall, als ich aus dem Krankenhaus gekommen bin und zu Hause rumgetapert bin. Meine Familie hat mitbekommen, dass ich in meinem Kopf einige Stellschrauben neu angezogen habe. Vorher habe ich mir keine Gedanken über das Alter gemacht. Jetzt ist mir bewusst, dass ich 61 Jahre alt bin. Den glücklichen Moment, als ich nach der Narkose aufgewacht bin, werde ich nie vergessen. Doch noch mal eine Zugabe für mich.
Wie gespannt sind Sie auf das Heimspiel im Kölner Palladium?
Niedecken: Da werden viele Freunde und Bekannte anwesend sein. Auch die Belegschaft der Klinik, in der ich gelegen bin, hat sich angesagt. Den Leuten bin ich immer noch sehr dankbar. Ansonsten gibt es die bekannte Mischung bei den Songs. Ein Drittel die jeder kennt, ein Drittel die fast jeder kennt und ein Drittel neue Songs. So wird es nie langweilig.
Gibt es bei der Tour ein bestimmtes Ernährungs- und Fitnessprogramm?
Niedecken: Ich gehe jeden Morgen in den Fitnessraum, obwohl ich das früher gehasst habe. Aber ich will Sport machen, um meine Abwehrkräfte zu stärken. Beim Essen und Trinken muss ich nichts verändern, da habe ich schon vorher gesund gelebt. Der Schlaganfall kam ja durch einen Hustenanfall und nicht, weil ich nicht gesund gelebt habe.