Fitness Beim Abnehmen auch den Lebensstil prüfen

Das Gespräch führte Birgit Sicker · Interview Ein individueller Fitnessplan hilft, Gewicht zu verlieren. Björn Opgenoorth setzt auf ein vielseitiges Training.

Björn Opgen­oorth wurde mit Sport in zahlreichen Facetten groß. Der ehemalige Leistungssportler baut dank seiner umfassenden Ausbildung höchst unterschiedliche Elemente in seiner Arbeit im Fitnessstudio ein.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Zwischen Weihnachten und Neujahr reifen die guten Vorsätze. Mehr Sport zu treiben und Gewicht zu reduzieren, gehören oft dazu. Diplomsportwissenschaftler Björn Opgenoorth gibt Tipps, wie sich diese Wünsche am besten realisieren lassen.

Der Weihnachtsspeck soll weg, und das am besten mit Fitnesstraining. Wie funktioniert das?

Björn Opgenoorth: Das Wichtigste ist, den ersten Schritt zu tun! Im Fitnessstudio sollte erst einmal ein ganzheitlicher Überblick über den aktuellen Fitnesszustand erstellt werden. Wo sind meine Defizite, wo sind meine Stärken? Dazu werden Kraft, Dehnvermögen und Ausdauerleistungsfähigkeit getestet. Natürlich müssen auch gesundheitliche Einschränkungen berücksichtigt werden.

Das heißt, ich lasse mich sprichwörtlich erst einmal auf den Kopf stellen?

Opgenoorth: Wer mit Fitnesstraining beginnt, sollte sich über seine Ziele klar werden, die er erreichen will. Ist Abnehmen das Ziel, muss man verinnerlichen, dass das nicht von jetzt auf gleich geht. Man hat sich die überflüssigen Pfunde ja auch nicht erst in den vier Wochen vor Weihnachten angefuttert, sondern schon über viele Monate zuvor. Und genauso lange braucht man, um sie wieder loszuwerden. Das Ganze ist nicht innerhalb von zwei oder drei Wochen getan, sondern es ist eine Änderung des Lebensstils notwendig. Wenn jemand den ganzen Tag Stress hat, kann er nicht abnehmen, weil der Körper auf Vollgas gepolt ist. Der Sport sollte im Alltag in der Prioritätenliste nach oben rutschen und ein fester Termin werden.

Sport kann aber doch Stress mindern, oder?

Opgenoorth: Ja, man kann mit Sport Stress mindern – aber er darf nicht noch mehr Stress ins Leben bringen. Deshalb sollte das Sportprogramm sinnvoll in den Alltag integriert werden.

Wie gelingt der Start?

Opgenoorth: Wenn Abnehmen das Trainingsziel ist, wenden wir die sogenannte Spiroergometrie an. Bei dieser Methode wird gemessen, wie viele Kalorien im Ruhemodus und unter sportlicher Belastung verbraucht. So wird die täglich benötigte Kalorienzahl ermittelt und es lassen sich optimale Trainingsempfehlungen ableiten.

Lässt sich das
spezifizieren?

Opgenoorth: Es ist messbar, wieviel Prozent Kohlenhydrate, Fett oder Eiweiß jemand in Ruhe und Belastung verbraucht. Danach richtet sich dann die Trainingsempfehlung. Untrainierte sollten im Grundlagenbereich beginnen. Sie müssen erst einmal lernen, wieder Sport zu treiben. Deswegen ist die Messung so wichtig, um zu ermitteln, bei welcher Herzfrequenz am besten zu trainieren ist.

Wer abnehmen will, schaut auf die Kalorien, die er zu sich nimmt. Gibt es da eine Richtzahl?

Opgenoorth: Wichtig ist zu wissen, wie viel Kalorien der Körper in Ruhe umsetzt und wie der Verbrauch am Tag ist. Wer abnehmen will, sollte rund 500 Kalorien weniger am Tag zu sich nehmen, aber nie unter den Ruheumsatz gehen – dann gibt es nämlich den Jo-Jo-Effekt, weil der Körper anfängt, zu sparen.

Wie schnell kann man abnehmen?

Opgenoorth: Abnehmen ist eine vielschichtige Angelegenheit. Wer schnell abnimmt, hat die Pfunde meist auch schnell wieder drauf, weil der Jo-Jo-Effekt eintritt. Vier bis fünf Kilogramm im Monat sind machbar, aber jeder Mensch ist anders. Es gibt nicht die Ernährung genauso wenig wie es den Sport gibt. Wer abnehmen will, sollte eine sinnvolle Ernährungsberatung mit Sport kombinieren. Und dann schaue ich einfach auf die Gürtelschnalle – sie zeigt am besten an, ob ich abgenommen habe.

Was ist wichtiger: Kraft- oder Ausdauertraining?

Opgenoorth: Beide Trainingsformen sind wichtig. Die Frage ist, wie ich ein Fundament aufbauen kann, um gesund abzunehmen. Dazu gehören Herz-Kreislauf-Training, aber auch die Kräftigung der Muskulatur.

Wieviel Training ist
notwendig?

Opgenoorth: Jede Bewegung ist besser als keine Bewegung! Optimal sind zwei bis drei Mal Training pro Woche und ein bewegterer Alltag.

Gibt es grundsätzlich
eine Faustregel für
gesunde Ernährung?

Opgenoorth: Auch die Ernährung ist sehr individuell zu betrachten und deshalb ist es schwierig, eine pauschale Faustregel zu formulieren. Das Thema Ernährung ist jedoch nicht meine Kernkompetenz. Deshalb arbeite ich mit einem spezialisierten Institut für Ernährungsberatung zusammen.