Mettmann Kirche: Verantwortung in der Fastenzeit übernehmen

Mettmann. · Sieben Wochen unbeschwerter Leben durch das Abstreifen alter Gewohnheiten steht ab Aschermittwoch an.

In der Fastenzeit weniger pessimistisch sein kann dabei helfen, leichtfüssiger durchs Leben gehen.

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An Aschermittwoch ist alles vorbei, besagt ein karnevalistischer Spruch. Sind die tollen Tage passé, beginnt nach christlichem Brauch die Fastenzeit. Ob mit oder ohne christlichen Hintergrund, die kommenden Wochen lassen sich für einen neuen Blick auf alte Gewohnheiten nutzen und bedeuten keineswegs Verzicht, wie das Leitmotiv der evangelischen Kirche beweist. „Zuversicht – sieben Wochen ohne Pessimismus“ ist auch eine psychologische Einladung. Nämlich einen Perspektivwechsel im Alltäglichen vorzunehmen.

Denn egal, für wie aufgeschlossen und flexibel sich die Menschen halten, Standardhandlungen nach Schema F mit eingeschliffenen Denkmustern bestimmen oft das tägliche Tun. Die wenigsten macht das glücklich, aber diese eingefahrenen Verhaltensmuster zu verlassen, scheint nicht einfach. Genau hier setzt das Konzept „Zuversicht – sieben Wochen ohne“ an. Nämlich bis Ostersonntag an sich selbst und seinen Blick auf den Alltag zu arbeiten.

Damit dieser psychologische Ansatz gelingt, geben die Christen Hilfestellung. Den Auftakt macht eine moderne Variante, nämlich ein Fernsehgottesdienst. Das ZDF überträgt Sonntag, 1. März, 9.30 Uhr, den Gottesdienst aus der Pauluskirche in Marburg. Und auch die Geistlichen aus Mettmann haben ihre eigenen Ideen, das Leitmotiv vor Ort mit ihren Gemeindemitgliedern umzusetzen. Pfarrer Jürgen Artmann aus der evangelischen Kirchengemeinde Mettmann vergleicht das Motto mit dem Einsatz eigener Möglichkeiten zur Gestaltung des Lebens. Der Begriff Pessimismus impliziert nach seiner Einschätzung „stets jemand anderen verantwortlich zu machen“. Für ihn ist es grundlegend, sich seiner Pflicht nicht zu entziehen, sondern die Schwierigkeiten der Welt zu sehen und seine eigene Verantwortung zu verstehen. Sein persönlicher Ansatz ist: „ich prüfe jeden Augenblick, was an ihm positiv zu gestalten ist“.

Mitfastende sollten ihre Möglichkeiten genauer prüfen

Seinen Gottesdienst will er wie gewohnt mit einem Prophetenzitat beginnen. „Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, will ich mich von euch finden lassen“, zitiert er aus Jeremia 29 13 bis 14. „Es gibt keinen Augenblick ohne die Gegenwart Gottes“, sagt der Pfarrer. Den Mitfastenden möchte er mit auf den Weg geben, ihre Möglichkeiten genauer zu prüfen, da sie „oft viel reichhaltiger sind als auf den ersten Blick geglaubt“.

„Man kann doch nichts ändern, stimmt oft nicht, und mit dem, was man nicht ändern kann, muss man leben lernen“, betont Artmann sein persönliches Motto. Er selbst sieht die Umsetzung des Fastens in der Möglichkeit, noch genauer auf das zu schauen, was er in sich aufgetragen sieht sowie nach den Spuren Gottes zu suchen.

Pfarrer Klaus Schilling aus der evangelischen Gemeinde Mettmann versteht das Motto als Anstoß „auf Dankbarkeit zu achten und die eigene Zuversicht zu wecken“. Es sei besonders wichtig, nicht an allem etwas auszusetzen und die Perspektive auf die kleinen schönen Dinge und Begegnungen zu lenken. „Zum Beispiel einfach mal darauf achten, wie freundlich das Personal eigentlich ist.“ In seinen Gottesdiensten plant er, die Menschen genau auf diesen Weg zu führen. „Was macht mein Leben hier und jetzt schön? Natürlich gibt es auch schwierige Dinge, doch ausschlaggebend ist, ob ich mich von ihnen gefangen nehmen lasse.“ Pfarrer Schilling empfindet das diesjährige Motto als „eines der besten der letzten Jahre“. Er ist und bleibt ein Lernender, der dem Leben locker gegenübersteht, so beschreibt Schilling sich selbst.

Abschließend betont Schilling, dass es ihm in der Fastenzeit nicht darum geht, auf etwas zu verzichten, sondern vielmehr sich zu fragen, was die wesentlichen Dinge des Lebens sind. „Und dann werde ich feststellen, wie viele Dinge nicht wesentlich sind.“ In diesem Kontext verweist er gerne auf einen Song der Band Silbermond. Sie singt „Es reist sich besser, mit leichtem Gepäck.“ Pfarrer Schilling gibt dazu folgerichtig gerne eine Frage mit auf den Weg: „Welches Gepäck brauche ich, um durchs Leben zu kommen und welches nicht?“

Bewusst den Blickwinkel zu korrigieren, um das Positive des Augenblicks zu leben und auch nach der Fastenzeit weniger pessimistisch zu sein, ist eine Lebenskunst, die sich lernen lässt.