Hätten Sie damit gerechnet, drei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde Tabellenführer zu sein?
Handball ME-Sport fiebert dem Derby entgegen
Mettmann. · Interview Der Tabellenführer der Oberliga gastiert beim Verfolger Unitas Haan. Der Mettmanner Trainer Jürgen Tiedermann will aber nicht von Aufstiegskampf reden.
Für die Handballer von Mettmann-Sport läuft es in den vergangenen Wochen richtig rund. Die Mannschaft von Jürgen Tiedermann befindet sich aktuell auf der Sonnenseite der Oberliga – und genießt die Gipfelaussicht. Am Samstag tritt der Tabellenführer nun beim Verfolger DJK Unitas Haan an. Ein Derby, auf das sich ME-Sport-Trainer Jürgen Tiedermann freut.
Jürgen Tiedermann: Geplant war, so viele Punkte wie möglich zu holen. Ich bin schon ein bisschen überrascht – positiv.
Weshalb läuft es in dieser Saison so gut?
Tiedermann: Im Endeffekt hat sich herauskristallisiert, dass die Mannschaft nicht verkrampft. Unser Plus ist, dass fast der komplette Kader des letzten Jahres geblieben ist. Dadurch sind wir eingespielt und in Stresssituationen verlieren wir nicht die Nerven. Hinzu kommt: Wenn man siegt, fallen einem viele Spiele leichter, in denen man sonst vielleicht nicht punktet. Wir haben aber auch viele Partien nur knapp gewonnen.
Was zeichnet die Mannschaft aktuell aus?
Tiedermann: Wir haben in dieser Phase eine gewisse Lockerheit und natürlich auch Selbstbewusstsein – das macht es aus. Im Moment sind wir einfach ganz gut drauf, haben das auch auswärts gezeigt.
Der Start in die Saison war eher schwierig.
Tiedermann: Die Vorbereitung war von Ausfällen durch Verletzungen oder Krankheit geprägt. Da war das schon kritisch. Erst in den letzten Wochen hat sich das stabilisiert, zumal wir mit Tim Seltmann und Lasse Fuhrmann noch zwei neue Spieler bekommen haben. Erst am fünften Spieltag waren wir erstmals komplett.
Wann gab es den Durchbruch?
Tiedermann: In Remscheid hatten wir nur sieben Feldspieler zur Verfügung. Andre Loschinski und Lucas Klein fehlten – und trotzdem haben wir gewonnen. Es war eine Überraschung, dass wir diese Leistung gebracht haben. Da waren andere Spieler mal gefordert – die können ja alle Handball spielen. Unter den Ausfällen leidet vor allem der Trainingsbetrieb. Man kann sich nichts erarbeiten, weil nicht genügend Leute da sind. Auch deshalb haben wir die schlechteste Abwehr der Liga. Die Jungs nehmen die Situation aber an und machen einfach weiter.
Personell sieht es jetzt besser aus, oder?
Tiedermann: Die Schwierigkeiten haben wir in den letzten Wochen nicht mehr. Natürlich fällt immer mal wieder jemand beruflich oder krank aus. Jetzt haben wir aber eine gute Anzahl von Spielern in der Halle.
Ist der Aufstieg in die Regionalliga inzwischen ein Thema?
Tiedermann: Anfang der Saison haben wir uns als Ziel gesetzt, so viele Punkte wie möglich in dieser Saison zu holen. Über etwas anderes wollen wir erst gar nicht reden. Die meisten anderen Teams haben uns vor dem Beginn der Meisterschaft unten in der Tabelle eingeordnet. Für uns steht an erster Stelle, Spaß am Handball zu haben. Dann sollen auch die Zuschauer Spaß haben. Und wenn wir dann noch genügend Punkte holen und nicht in die untere Region rutschen, ist alles gut. Einige junge Spieler sollen sich noch weiterentwickeln. Ältere Spieler, die vielleicht ihre letzte Saison absolvieren, sollen noch ein schönes Jahr haben.
Das klingt sehr abgeklärt.
Tiedermann: Es hätte in den vergangenen Wochen ja auch ganz anders laufen können. Natürlich nehmen wir das gerne mit, wollen weiter gewinnen. Aber wir lassen uns überraschen, was letztlich dabei unten herauskommt. Der Aufstieg ist auf jeden Fall kein Ziel.
Welchen Stellenwert hat jetzt das Derby am Samstag in Haan?
Tiedermann: So ein Derby ist eine super Sache für beide Teams und die Trainer. Auch für das Umfeld ist das optimal. Logisch, dass wir gewinnen wollen. Letztlich geht es aber um den Sport. Die Halle wird sicher voll sein – mal sehen, was dabei herauskommt.
Wo sehen Sie die Stärken der Unitas?
Tiedermann: Ganz klar in der mannschaftlichen Geschlossenheit. Viele haben befürchtet, dass der Rückraum wegbricht, wenn Moritz Blau weg ist. Vielleicht ist er jetzt aber nicht mehr so ausrechenbar. Die Spieler verstehen sich sehr gut, sie haben einen guten Trainer und es kommt noch eine gute Jugend hinterher – da kann etwas wachsen. Die Haaner haben eine kompakte Abwehr, können super Tempo spielen. Mit Marcel Billen und Christian Mohaupt haben sie gute Außen, auch Moritz Ziegler hat sich gemacht.
Was sind die Stärken von Mettmann-Sport?
Tiedermann: Ebenfalls die mannschaftliche Geschlossenheit. In den letzten Partien haben wir bewiesen, das Spieler austauschbar sind – jede Position ist doppelt besetzt. Die Tore sind relativ gut verteilt. Und wir haben eine gute Mischung: junge Leute und ein paar erfahrene Spieler. Einige haben bis jetzt eine gute Saison gespielt.
Lohnt es sich, zum Derby zu kommen?
Tiedermann: Ich würde sagen, es lohnt sich auf jeden Fall. Uns begleiten immer relativ viele Leute zu Auswärtsspielen. Das ist schon seit Jahren ein fester Stamm, das passt. Die Gesamtstimmung im Verein ist gut. Das ist ein wirklich gutes Zusammenspiel zwischen der Mannschaft und unseren Fans.