Mittelalterfieber rund um die St. Lambertus-Kirche
Die Besucher des Martinimarktes schätzen die Atmosphäre auf dem Kirchplatz. Besonders in den Abendstunden entfaltet der Markt seinen ganz besonderes Flair.
Mettmann. „Ich möchte das Mittelalter so detailgetreu wie möglich darstellen“, sagt Uwe Schneevoigt. Seit fünf Jahren bestreitet Schneevoigt mit dem Verkauf detailgetreuer Nachbildungen mittelalterlicher Utensilien seinen Lebensunterhalt — und blüht dabei voll auf. „Eigentlich bin ich studierter Ingenieur. Seit meiner Kindheit bin ich aber immer wieder in Kontakt mit dem Mittelalter gekommen und habe mich immer mehr damit beschäftigt. Mit meinem eigenen Laden habe ich mir einen Traum verwirklicht.“ Auf dem Martinimarkt war das zu erleben.
Vom Mittelalterfieber infiziert sind auch die anderen Aussteller, die sich auf dem Platz rund um die Kirche St. Lambertus eingefunden haben. Vom Schmied, der den Besuchern Einblicke in die Herstellung von Hufeisen und Schwertern gibt, bis hin zum Gaukler, der die Menge mit allerlei Scherzen unterhält, reicht dabei die Bandbreite. Oft erscheinen die Besucher selbst in mittelalterlicher Kluft.
„Hier herrscht einfach eine tolle Atmosphäre“, sagt Andrea Spengler, eine Besucherin aus Düsseldorf. „Es ist wirklich genial und macht auch Kindern sehr viel Spaß“, ergänzt ihr Mann Torsten, während Sohn Erik (4) völlig fasziniert dem Schmied bei der Arbeit zusieht.
Gerade in den Abendstunden entfaltet der Markt dabei sein ganz besonderes Flair, wenn der Kirchplatz und die einzelnen Stände nur noch vom flackernden Licht der Fackeln erhellt werden. Dann versinkt der Besucher von Minute zu Minute mehr und mehr in der liebevollen Darstellung der mittelalterlichen Lebenswelt, als hätte er ein Tor in eine andere Welt und eine andere Zeit aufgestoßen.
„Für uns ist das mehr als nur ein Hobby oder bloßer Spaß“, betont Dirk Wollmann aus Duisburg. Auch er beschäftigt sich seit Jahren mit der Nachstellung der mittelalterlichen Welt, im Fachjargon als Reenactment bezeichnet. „Uns geht es vor allem auch darum, einen Teil unserer Geschichte darzustellen“, sagt er.
Doch das hat auch seinen Preis: 500 bis 600 Euro kostet eine vollständige mittelalterliche Gewandung schon mal. Selbstverständlich ohne Rüstung oder Schwert. „Die Kleidung muss eben über eine gewisse Qualität verfügen und beanspruchbar sein“, erklärt Uwe Schneevoigt. So übernachtet er nicht etwa in einem gemütlichen Hotelzimmer. Ein Lager aus Fellen und Decken stellt sein Nachtlager dar. Es muss eben bis ins kleinste Detail alles authentisch sein. Er sieht es mit Humor: „Es gibt kein zu kaltes Wetter, es gibt nur die falsche Kleidung“.
Während sich Schneevoigt dann zum Schlafen zurückzog, kam es für viele Mettmanner noch zu einem Erlebnis der ganz anderen Art. So sorgten die zwölf „Nachbarsköpfe“ des Wuppertaler Künstlers Fridhelm Büchele (die WZ berichtete ausführlich) für die unterschiedlichsten Reaktionen. Während die einen perplex an ihnen vorbeiliefen, verweilten andere ein paar Minuten vor ihnen, um die präsentierten Filme zu betrachten.