Musikschule: Streit ums Geld
Es geht um mehr als 100 000 Euro, die die Stadt Mettmann an Mehrkosten stemmen müsste.
Mettmann. Der Freundeskreis der Musikschule Mettmann macht sich Sorgen um die Zukunft der Musikschule. Der Grund: Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) beanstandet aus sozialversicherungsrechtlicher Sicht die teilweise seit Jahren laufenden Honorarverträge der Lehrkräfte und „wird eine Umwandlung in Tarifverträge fordern“, sagt Rebecca Türkis, Vorsitzende des Freundeskreises.
Das bedeutet: Wenn die DRV die Verträge unter dem Begriff „Schein-Selbständigkeit“ klassifiziert, muss die Stadt die Sozialleistungen der Honorarkräfte übernehmen. Türkis geht von einer jährlichen Mehrbelastung im Haushalt von 100 000 Euro aus. Ob die Stadt Mettmann die Mehrbelastung stemmen will und kann, ist offen. Der Rat, der das Honorarkonzept der Verwaltung verabschiedete, müsste nachbessern.
Die städtische Musikschule sei für Mettmann unverzichtbar, so Türkis, da nur sie eine erfolgreiche Ensemblearbeit garantiere, die auf Festen, Veranstaltungen und Kooperationen das städtische Leben bereichere und die Außendarstellung der Stadt garantiere. Ihr Fazit: „Die Musikschule muss in ihrem derzeitigen Handlungsumfang erhalten bleiben.“ Fachbereichsleiterin Ute Piegeler von der Stadtverwaltung, zuständig für die Musikschule, hat noch kein Ergebnis der Untersuchung der Deutschen Rentenversicherung auf dem Schreibtisch. „Bislang war es nicht nur in Mettmann Praxis, dass neben den hauptamtlichen Lehrern auch Honorarkräfte in der Musikschule beschäftigt waren.“ Dies spare Geld, außerdem könne man flexibel auf Angebot und Nachfrage reagieren.
Wenn die Rentenversicherung zu dem Ergebnis komme, dass die Honorarkräfte von der Stadt sozialversichert werden müssen, werde es deutlich teurer. „Wir reden von mehr als 100 000 Euro.“ Dann müsse die Politik entscheiden, wie es weitergehe. Derzeit sind bei der Musikschule elf Musiker und eine Verwaltungsmitarbeiterin fest angestellt. Die Zahl der Honorarkräfte liege derzeit bei 21, sie schwanke aber, so Piegeler. Eine Aufgabe der Musikschule, da sie eine sogenannte freiwillige Leistung der Stadt ist, sei trotz der Finanzprobleme nicht zu befürchten.
Zweiter Punkt in der aktuellen Unruhe um die Musikschule: Durch das Ausscheiden von Martin Hörisch war die Leitung des Streicherfachbereichs vakant und wurde provisorisch von zwei Honorarkräften übernommen. Durch das altersbedingte Ausscheiden von den festangestellten Lehrkräften für die Bereiche Akkordeon, Blockflöte, Klavier und Schlagzeug, wurden daher neue Fachkräfte auf Honorarbasis benötigt.
Seit 1. April 2016 wird die Musikschule durch den bisherigen Stellvertreter Karl-Heinz Kensche geleitet. Stellvertretend unterstützt wird er durch zwei festangestellte Kollegen, Lebrecht Heidenreich und Susanne Eggern. Türkis: „Im Rahmen der laufenden Diskussion muss ebenfalls bedacht werden, dass der aktuelle Musikschulleiter Karl-Heinz Kensche zum 1. April 2018 in den Ruhestand gehen wird. Gleichzeitig läuft der Vertrag seiner beiden Leitungskollegen aus.“
Der Regelbetrieb der Musikschule sei jedoch ohne besetzte Leitungsposition nicht denkbar. „Daher fordern wir die Verwaltung und die Politik vehement auf, die Stellenbesetzung zeitnah mit einer Ausschreibung nach den Sommerferien voranzutreiben, um einen nahtlosen Übergang inklusive angemessener Einarbeitungszeit zu gewährleisten.“