Kreis Mettmann Ausbildungsangebot so gut wie nie
Kreis Mettmann. · Nur 210 Jugendliche im Kreis haben noch keinen Ausbildungsplatz. Ein Tiefstwert, wie die Agentur für Arbeit berichtet. Doch es sind sogar noch mehr Plätze frei.
Mit einem Rekord wartet jetzt die Agentur für Arbeit auf: Zum Ende des Ausbildungsjahres gibt es so wenig unversorgte Jugendliche wie noch nie. Ende September waren es im Kreis Mettmann demnach 210 junge Menschen, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Das ist ein Tiefstwert. Darauf verweist jetzt der Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Mettmann, Wolfgang Mai. Allerdings sind auch 299 Ausbildungsstellen bislang noch unbesetzt.
Passt doch – die Zahl der unbesetzten Stellen ist noch höher als die der unversorgten Jugendlichen. Warum also gibt es überhaupt noch Bewerber ohne Ausbildungsplatz?
Weil die Wünsche und Vorstellungen auf beiden Seiten auseinander gehen. Auch die lückenhafte ÖPNV-Verbindung ist ein Grund. Insgesamt wurden der Arbeitsagentur 2698 freie Ausbildungsplätze gemeldet, 16,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Allein das Handwerk hat Kreishandwerksmeister Thomas Grünendahl zufolge 70 zusätzliche Ausbildungsstellen zur Verfügung gestellt. Das ist von Jahr zu Jahr eine wachsende Kraftanstrengung, denn „im Handwerk wird es immer schwieriger auszubilden, weil die Qualifikation in den Betrieben mehr und mehr abnimmt“ – denn dank der neuen Rechtslage gibt es immer weniger ausbildungsberechtigte Meister. Dem standen insgesamt 3183 gemeldete Bewerber gegenüber; etwas weniger als im Vorjahr. Das liegt auch daran, dass sich nicht mehr alle Jugendlichen bei der Arbeitsagentur melden, räumt Mai ein und appelliert an die Betriebe, in ihren Anstrengungen nicht nachzulassen.
Aber warum? 299 Lehrstellen sind noch unbesetzt, zugleich haben die Betriebe 16,9 Prozent mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr bereitgestellt – reicht das nicht?
Nein, sagt Mai: „Es müsste noch mehr ausgebildet werden, um die Fachkräfte der geburtenstarken Jahrgänge zu ersetzen, die demnächst in den Ruhestand gehen. Es entsteht unweigerlich eine Lücke. Jeder abgelehnte Bewerber kann eine verlorene Fachkraft sein.“
Wie sieht das Verhältnis
in den Städten aus?
Einmal mehr zeigen Nord- und Südkreis unterschiedliche Ergebnisse. Während die Zahl der Bewerber in Hilden und Langenfeld um jeweils 9,5 Prozent gesunken ist, ist sie in Mettmann um sechs Prozent gestiegen. In Ratingen ist sie um nur zwei Prozent gesunken. Die Zahl der gemeldeten Stellen ist in Mettmann und Langenfeld mit jeweils 26,5 und 26,6 Prozent am stärksten gestiegen, gefolgt von Hilden (21,5) und Ratingen (19,1 Prozent). Besonders deutlich wird das Gefälle bei der so genannten Bewerber-Stellen-Relation: Sie liegt in Mettmann bei 0,7 und Ratingen bei 0,9. Das heißt, es überwiegt die Zahl der Bewerber. In Langenfeld und Hilden hingegen ist bei einer Bewerber-Stellen-Relation von 1,3 und 1,2 das Angebot größer als die Nachfrage. Auch in Düsseldorf liegt sie bei 1,3.
Welche Zugkraft
entwickelt Düsseldorf?
Eine große. Während die Zahl der Einpendler in den Kreis Mettmann größer ist als die der Auspendler, ist das Verhältnis bei den Auszubildenden genau umgekehrt. 46,8 Prozent der im Kreis wohnenden Azubis fahren in die umliegende Region, davon 47,6 Prozent nach Düsseldorf, aber nur 42,5 Prozent pendeln aus dem Umland in den Kreis ein. „Und wer seine Ausbildung in Düsseldorf gemacht hat, der kommt nicht wieder“, befürchtet IHK-Experte
Jens Peschner.