Senioren verteilen Prüfsiegel

Ein Aufkleber zeigt, welche Geschäfte für die ältere Zielgruppe ausgestattet sind.

Mettmann. „Ich frag’ mal, ob es an der Kasse eine Lupe gibt“, sagt Annette Diehl und will ihren ausgeliehenen Rollator zur Kasse schieben. „Hier brauchst Du keine Lupe, hier brauchst Du ein Fernglas“, bemerkt Hildegard Arnold und schaut im Schuhgeschäft Deichmann an dem Regal hoch, in das Schuhkartons fast bis unter die Decke gestapelt sind.

Hildegard Arnold, Vorsitzende des Mettmanner Seniorenrates und ihre Stellvertreterin Annette Diehl haben gestern im Auftrag des Runden Tisches für Seniorenfragen die ersten Geschäfte inspiziert und überprüft, ob sie barrierefrei und behindertengerecht ausgestattet sind.

In der Biber-Apotheke am Jubiläumsplatz haben die beiden Damen nichts zu beanstanden. „Vielleicht könnte das Regal dort noch etwas besser ausgeleuchtet werden“, sagt Hildegard Arnold. Derweil probiert Annette Diehl, ob der Rollator zwischen die Verkaufsständer durchpasst. „Sehr gut“, sagt sie.

Nur in die kleine Beratungsecke kommt sie mit dem Wägelchen nicht. Dort, wo sich Patienten diskret beraten lassen können, oder ihren Blutzucker und Blutdruck messen lassen können. „Das werden wir ändern“, sagt Filialleiterin Paula Nowodworski.

Lupen sind in der Apotheke nicht nur an Regalen ausgelegt, sondern auch an den Kassen. „Lupen sind wichtig“, meint Annette Diehl: „Viele ältere Menschen haben oft nur eine Lesebrille, die sie vergessen, wenn sie einkaufen gehen.“ Dann können sie weder den Preis noch die kleingedruckten Angaben auf den Verpackungen lesen.

„Unsere meisten Kunden sind 60 Jahre und älter, da stellen wir uns natürlich auf ihre Bedürfnisse ein“, sagt Filialleiterin Paula Nowodworski. Zum Service der Apotheke gehört es deshalb auch, dass Medikamente auf Wunsch nach Hause gebracht werden. „Und wir holen auch Rezepte beim Arzt ab.“

Annette Diehl ist begeistert, dass die Apotheke sogar für Patienten Medikamente portioniert. „Das ist wichtig, wenn eine ältere Frau ihren Mann zu Hause pflegt“, sagt sie. Zufrieden klebt Hildegard Arnold ein Prüfsiegel in Form eines Aufklebers auf die Schaufensterscheibe, der die Apotheke als seniorenfreundliches Geschäft auszeichnet.

Weniger zufrieden sind die Damen ein paar Meter weiter bei Deichmann. Dort kümmert sich niemand richtig um sie, weil die Leiterin der Filiale angibt, nicht über ihren Besuch informiert worden zu sein. Sie könnten den Aufkleber da lassen, sagt sie und verschwindet hinter hohen Regalen.

Zwar sind die Gänge geräumig, so dass Annette Diehl mit dem Rollator überall durchkommt, aber im Laden fehlt ihr die Übersichtlichkeit. Zwar gibt es Sitzgelegenheiten, die aber für Senioren wenig tauglich sind, sagt Hildegard Arnold. „Die Sitze bräuchten Lehnen, auf die sich die Alten stützen können, wenn sie wieder aufstehen.“ Lupen gibt es nicht, auch nicht an der Kasse. Das Geschäft bekommt das Siegel des Runden Tisches für Seniorenfragen nicht.