Stadt gegen Benninghof für alle

Wenn es nach der Stiftung Hephata geht, sollen auf dem Areal künftig Menschen mit und ohne Handicap leben, lernen und arbeiten.

Mettmann. Unter der Überschrift der „Benninghof für Alle“ will die Evangelische Stiftung Hephata ihr Areal vor den Toren Mettmanns neu entwickeln. Es soll zu einem Inklusionsstandort ausgebaut werden, an dem ein Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Menschen möglich wird.

Es soll ein Standort für Wohnen, Arbeiten, Bildung und Gewerbe werden. Die Stadt steht dem Projekt kritisch gegenüber. Der Benninghof ist auf der Tagesordnung des Planungsausschusses am 14. November ab 17 Uhr im Rathaus.

Der Benninghof als Anstalt für Menschen mit geistiger Behinderung ist seit vielen Jahren ein Auslaufmodell. Einst lebten dort 385 Menschen, inzwischen sind es noch 80. Die meisten Bewohner sind in Wohnanlagen umgezogen, die mitten in den Städten eingerichtet oder gebaut wurden. Dort sollen sie ein weitgehend selbstständiges Leben führen.

Die Stiftung Hephata hat deshalb für ihr 40 Hektar großes Areal ein neues Nutzungskonzept mit drei großen Projektbausteinen entwickelt:

1. Wohn- und Arbeitsprojekt des Vereins „LebensRaum“ mit 60 Wohneinheiten für rund 200 Menschen mit und ohne Behinderung im Hauptgebäude

2. die Errichtung einer Jugendherberge mit Beherbungs- und Tagungsangebot (150 bis 200 Betten)

3. ein archäologisches Freilandkonzept mit zwei Langhäusern des Neanderthal Museums als außerschulischer Lernort. Weitere gewerbliche Nutzungen am Benninghof sollen zudem möglich sein.

Hephata könnte sein Angebot für die Region (Wohnangebote, Werkstätten, Förderschule und Jugendhilfe) erhalten. Das Projekt sichere Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen. Zudem stärke es die touristische Entwicklung und die Position des Neanderthal Museums, wirbt Hephata für das Vorhaben.

Aber aus Sicht der Stadt sprechen nicht nur rechtliche Vorgaben gegen die Pläne. Das Gebiet ist im Flächennutzungsplan als „Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Bildungs- und Pflegeanstalt“ dargestellt, die umliegenden Flächen als Freiflächen für Landwirtschaft.

Laut Kurt Werner Geschorec, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Umwelt und Bau, existiert für den gesamten Bereich kein Bebauungsplan. Eine Umwandlung des Areals in einen „Allgemeinen Siedlungsbereich“ ist laut Verwaltung „kein gangbarer Weg“. Dadurch würde das Stadtgebiet weiter zersiedelt.

Für den Bereich gebe es überhaupt keine Infrastruktur. Geschorec: „Dort würde ein zweites Obschwarzbach entstehen.“ Ein allgemeiner Siedlungsbereich würde außerdem die geplante Entwicklung eines Gewerbestandorts nördlich des Benninghofs „unnötigerweise erschweren oder unmöglich machen“, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung.

„Nach unserer Überzeugung kann hier, wenn Stadt, Hephata und Projektpartner vertrauensvoll zusammenwirken, ein für Deutschland beispielhaftes Inklusionsprojekt gelingen“, heißt es seitens der Stiftung.