Stadtgeschichte, die begeistert
Lydia König führte anderthalb Stunden durch die Stadt. Die, die ihr folgten, erfuhren viel über Mettmann und seine Vergangenheit.
Mettmann. Romantische Kulisse und Symbole großer Geschichte — das bringen auf Anhieb nicht viele mit der Neandertalstadt jenseits ihres berühmtesten Einwohners in Verbindung. Lydia König führte auf ihrem samstäglichen Gang Besucher durchs Zentrum und damit durch die Historie. Und trotz durchwachsenen Wetters — Regen im Wechsel mit strömenden Güssen und kurzen Nieselschauern — waren 14 Teilnehmer restlos angetan.
Die etwa anderthalbstündige Tour begeisterte Einheimische wie Besucher. „An vielem läuft man Tag für Tag vorbei und nimmt es gar nicht konkret wahr“, kommentierte eine Bürgerin den Rundgang. „Dass hier eine solche Grotte ist, kann man von der Straße ja gar nicht sehen“, staunte ein anderer Mettmanner über verborgene Schätze an der Beckershoff-Villa. „Da hat der Fabrikant bestimmt abends seinen Rotwein getrunken“.
Gut beschützt von Capes und Schirmen starteten die 14 Frauen und Männer beim Blotschenbrunnen — und einem sichtbaren Stück der ursprünglichen Stadtmauer. Vorbei am Schäferensemble, eine Erinnerung an Epochen, in denen die wolligen Tiere noch zum alltäglichen Anblick gehörten, war der nächste Haltepunkt „mit Blick auf das Herz der Stadt, die Lambertus-Kirche“, wie Lydia König sagte, an der Orthsgasse.
Küfermeister Orth lebte droben am Markt, und den von Bürgerfüßen gebildeten Trampelpfad ersetzte er durch ein Geschenk, nämlich die Treppe.
Rokoko-Gitter der evangelischen Kirche („Der Grünspan kommt im Zuge der Renovierung weg“), malerische Hinterhöfe („Dort kann man Alt-Mettmann schnuppern“), das Laubacher Stadttor und der „Löpelschieper“ („Die Besteckindustrie war ein alltäglicher Brotberuf. Geblieben ist die weltberühmte Familie Seibel“) — zu allem wusste die Fremdenführerin Wissenswertes zu berichten. Und oft durften die Rundgänger mitraten.
Was hat es beispielsweise mit den sogenannten Schwellensteinen auf sich hat, wollte Lydia König vis-à-vis des Stadtgeschichtshauses wissen. Die nämlich halten nicht etwas das Haus fest. „Egal, welches Zeitalter man betrachtet, man musste die Leute immer schon daran erinnern, nicht zu schnell zu fahren.“ Und diese Schwellensteine schützten die Häuser früher vor „mit Schmackes um die Ecke pesenden Kutschen“.
Am Tannisberg seufzten die Einheimischen tief durch. „Früher war dort keine Treppe, sondern ein Berg. Den kenn’ ich aus der Fahrschule. Dort haben wir anfahren geübt“, sagte einer der Teilnehmer. Das Geschäft daneben übrigens diente Hape Kerkerling in seinem Film „Samba in Mettmann“ als Kulisse einer Reinigung.
Und bevor es dann für einige noch immer Wissensdurstige zum ultimativen Abschluss ins Stadtgeschichtshaus („Wenn dieses Haus sprechen könnte: dort lebten Bürgermeister, dort hatte die NSDAP ihre Geschäftsstelle, es war mal eine Gaststätte und auch das Archiv der Stadt“) ging, war für den Rest der Truppe am Portal der St.-Lambertus-Kirche Schluss.