Wildgehege will Wisente züchten

Kreis Mettmann und Wuppertaler Zoo besiegeln Zusammenarbeit. Besucher sollen Tiere hautnah erleben können.

Foto: Zweckverband Neandertal

Mettmann. Das Eiszeitliche Wildgehege Neandertal und der Wuppertaler Zoo wollen künftig auf verschiedenen Ebenen eng zusammenarbeiten. Landrat Thomas Hendele, der Wuppertaler Kulturdezernent Matthias Nocke und Zoodirektor Arne Lawrenz unterzeichneten im Neanderthal Museum einen Kooperationsvertrag.

Ziel der Kooperation mit dem Zoo Wuppertal ist es, den Betrieb des Eiszeitlichen Wildgeheges Neandertal neu zu strukturieren und eine Weiterentwicklung des Wildgeheges zu sichern und zu festigen, sagte Hendele. Auch wird eine Wiederaufnahme der Wisentzucht zur Erhalt der Art angestrebt. Derzeit leben nur noch zwei betagte Wisentweibchen im Neandertal. Dies soll sich 2018 ändern. Dann will der Naturschutzverein Neandertal, dem die Wisente, Tarpane (Wildpferde) und Auerochsen gehören, vier Wisentweibchen und einen Bullen anschaffen.

Klaus Adolphy, Landschaftsbehörde

„Ein Tier kostet zwischen 3 000 und 4 000 Euro“, sagt Otto Kahm, Geschäftsführer des Naturschutzvereins. Die neuen Wisente stammen aus dem Europäischen Zuchtprogramm. Der Transport der Tiere — beispielsweise aus Polen — gestaltet sich schwierig, da sie auf ihrer Fahrt betäubt werden müssen. Kahm rechnet an Transportkosten noch einmal mit 4 000 bis 6 000 Euro pro Tier. Die Kosten trägt der Verein. Der Kreis Mettmann als Rechtsnachfolger des Zweckverbandes Neandertal wird in den nächsten Jahren rund eine Million Euro in das Wildgehege investieren, um es umzugestalten und attraktiver zu machen.

Wie Klaus Adolphy von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann mitteilt, soll das neue Wildgehege für die Wisente entlang der Bahnlinie in Richtung Millrath und Hochdahl entstehen. Dafür müssen Flächen gekauft und von der Stadt Erkrath gepachtet werden. Der alte Wisentstall wird aufgegeben, ein neuer an der zukünftigen Weidefläche gebaut. Die bisherige Fläche steht dann Auerochsen und Tarpanen zur Verfügung. „Wir wollen die Talauen als Aufenthaltsort entlasten. Die Tiere leben nicht gerne in der sumpfigen Aue, zudem spielt der Naturschutzgedanke eine Rolle.“

Der Zoo in Wuppertal verfügt über Tierärzte, die die neue Wisentzucht medizinisch begleiten. Denn: Die größten Säugetiere Europas benötigen viel Pflege und müssen medizinisch betreut und untersucht werden, damit es mit dem Nachwuchs klappt. In Notfällen können die Experten aus Wuppertal eingreifen. Angestrebt wird außerdem ein gegenseitiger Austausch von Tierpflegern, Auszubildenden und Teilnehmern des freiwilligen ökologischen Jahres. „So sollen die Tierpfleger des Kreises Einblicke in die intensive Tierhaltung eines Zoos erhalten, die Mitarbeiter des Zoos können wiederum Tierarten kennenlernen, die nicht im Zoo gehalten werden“, sagt Zoodirektor Lawrenz. Und: Die Besucher erleben die Tiere hautnah und in der (fast) freien Wildbahn. „Diese Kooperation ist sehr sexy für unseren Zoo. Außerdem arbeiten wir damit der biologischen Verblödung entgegen“, meinte er scherzhaft. Denn: Viele Menschen kennen Tiere in Wald und Flur nicht mehr. Auch beim Marketing und bei der Öffentlichkeitsarbeit, so Hendele, wollen sich die Vertragspartner gegenseitig unterstützen. Vorstellbar sei eine gemeinsame Werbung mit Flyern oder ein gemeinsames Führungsprogramm.