Aus Abfall wird Kraftstoff
In der Kompostierungsanlagein Breitscheid werden jährlich 50 000 Tonnen Biomüll zu Kompost.
Ratingen. Seit Dienstag ist nicht nur im Kalender, sondern auch draußen der Frühling da. Gartenbesitzern kribbelt es in den Fingern. Sie wollen ihre Gärten auf die neue Saison vorbereiten. Dabei ist ein Stoff unverzichtbar: Kompost. Er liefert den Pflanzen Nährstoffe und bringt ausgelaugte Böden auf Vordermann.
Den Wachstumshelfer produziert die Kompostierungsanlage des Kreises und der Stadt Düsseldorf (KDM) in Breitscheid in rauen Mengen. Privatleute können sich dort kostenlos eindecken — nur Schippe und Behälter sind mitzubringen.
Und zum Auftakt der Gartensaison gab es am Donnerstag einen besonderen Service: Die Abfallberater aus allen kreisangehörigen Städten sowie KDM-Geschäftsführer Dietmar Steinhaus und Kreis-Umweltdezernent Nils Hanheide griffen selbst zur Schaufel und füllten den Kunden Säcke und Eimer.
„Das ist ja ein toller Service“, sagte Norbert Greven. Der Höseler holt regelmäßig Kompost für den eigenen Garten. „Das ist eine tolle Sache, dass der ganze Grünabfall wieder einer guten Bestimmung zugeführt wird.“ Als Kavalier alter Schule wollte er seine Kübel aber nicht von einer Abfallberaterin voll schaufeln lassen.
Joanna Zaparta nahm die Hilfe indes an. Sie komme zwei bis drei Mal im Jahr zur Kompostieranlage. Zudem kaufe sie dort auch die abgepackte Blumenerde. „Die ist einfach besser als die aus dem Baumarkt.“
Richtig ins Schwitzen kam die Ratinger Abfallberaterin Petra Bachhuber: Joachim Raitor war mit dem Anhänger aus Gruiten gekommen. „Wenn er ganz voll ist, passen zwei Kubikmeter rein“, sagte er. Das entsprach zwar nicht ganz den „handelsüblichen Mengen“, gestern drückte man aber ein Auge zu. 700 Quadratmeter groß sei sein Garten, da passe schon eine Menge Kompost rein, erklärte Raitor.
In Breitscheid werden jährlich 50 000 Tonnen Grünabfall — unter anderem aus den zigtausenden Biotonnen im Kreis — angeliefert. Die Abfälle werden zerkleinert, von Metallen befreit und auf Förderbändern manuell sortiert, um weitere Fremdstoffe wie Glassplitter und Plastikteile zu entfernen.
Dann kommt das Material in sogenannte Rottebuchten, wo durch dosierte Luft- und Wasserzufuhr die Kompostierung in Gang gesetzt wird. Innerhalb von acht bis zwölf Wochen und nach mehrmaligem vollautomatischen Umsetzen ist der Kompost fertig. Jahresproduktion: rund 30 000 Tonnen.
Neben dem losen Komposthumus bietet die KDM auch verschiedene Qualitäten zum Kauf an — sauber abgepackt in Säcken. „Unser Hauptabnehmer ist die Landwirtschaft mit etwa 85 Prozent der Gesamtmenge“, sagte KDM-Geschäftsführer Steinhaus. Der Rest gehe an Garten- und Landschaftsbauer sowie Privatleute. Neuerdings werden auch Brennholz angeboten und Holzhackschnitzel für Heizungen produziert. Abnehmer sind unter anderem die Ratinger Stadtwerke und die neue Feuerwache.